Ihr Foto ging um die halbe Welt. Jetzt lebt das Flüchtlingsmädchen Dunja mit ihrer Familie in Oberösterreich. Kürzlich klopfte in ihrem neuen Zuhause jemand an die Tür. Ein paar Leute waren auf Herbergssuche, erzählen Dunja und ihre Mama ihrer vertrauten Begleiterin Veronika Pernsteiner.
Ausgabe: 2016/51, Pressefoto des Jahres, Flucht, Herberge
20.12.2016 - Elisabeth Leitner
Veronika Pernsteiner ist schon lange in Kontakt mit den Flüchtlingsfamilien aus Syrien, die im Sommer 2015 im Schloss Bergheim vorübergehend Bleibe fanden. Sie hat die Familien immer wieder besucht. Mittlerweile leben die Familien, die durch ihre Fluchterfahrungen verbunden sind, in ganz Oberösterreich. Von Zeit zu Zeit treffen sie sich bei einer Familie im neuen Zuhause, Veronika Pernsteiner war dieses Mal dabei – und auch Dunja. Stolz erzählt sie in gutem Deutsch, dass sie Ärztin werden möchte und dass sie in der Schule sehr gute Noten hat. Sie wohnen in in einem Ort an der Donau. Dort ist die „Herbergssuche“ ein alter Brauch. Dunjas Mutter erzählt, dass ein Mann und eine Frau von Haus zu Haus gehen und – begleitet von einer Ziehharmonika – ein Lied anstimmen: In jedem Haus werde dann „Wer klopfet an“ gesungen. Auch Dunjas Familie bekam Besuch. – Als ihnen Veronika Pernsteiner spontan das Lied vorsingt, lächeln Dunja und ihre Mutter, weil sie die Melodie wiedererkennen. Brauchtum und Wirklichkeit treffen hier aufeinander. Wovon das Lied erzählt, haben Dunja und ihre Familie am eigenen Leib erlebt. Herberge suchen und finden: „Dass das Lied von der Herbergssuche, jetzt nach 2000 Jahren, aktueller denn je ist, können sie nur ahnen, für mich ist es das in die Gegenwart übersetzte Evangelium“, ist Veronika Pernsteiner berührt.