Krankenbesuche kosten manchmal Überwindung, doch die Patienten empfinden einen Besuch in den allermeisten Fällen als willkommenes Zeichen der Zuwendung – wenn man sich an einige Regeln hält.
„Es hilft Patienten, wenn sie nicht völlig von ihrer Umwelt abgeschnitten sind“, erklärt Maria Manzenreiter, Krankenhausseelsorgerin bei den Barmherzigen Brüdern in Linz. Damit braucht man auch keine Sorge zu haben, was man reden soll: Man kann an die Fäden seiner Lebenswelt anknüpfen und dem Kranken vom aktuellen Geschehen seiner heimatlichen Umgebung erzählen. Niemand braucht sich als Besucher den Zwang auferlegen, den Patienten unterhalten zu müssen.
Nicht nur am Krankenbett. Auch Albin Kofler, zuständig für Qualitätssicherung am Krankenhaus St. Josef in Braunau, unterstreicht die Bedeutung von Besuchen: „Keinen Besuch zu machen ist schlimmer, als unsicher zu sein.“ Er wirbt für den goldenen Mittelweg zwischen dem Ruhebedürfnis eines kranken Menschen, auch dem der Zimmernachbarn, und der Freude, die ein Besuch macht. Ulrike Tschernuth von der Öffentlichkeitsarbeit des Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Ried weist auf die willkommene Abwechslung hin, die ein Besuch für einen Patienten bedeutet, wenn er nicht allzu schwer krank ist. Um anderen Patienten aber Ruhe zu ermöglichen, gibt es eine Reihe von Orten, wohin man gehen kann: in die Cafeteria, in den Garten und – vielleicht auch zum Abschluss des Besuchs – in die Kapelle zu einem stillen Gebet.
Freude durch E-Mail. Ist man mit einem Patienten nicht so gut bekannt, möchte man ihm trotzdem zeigen, dass man an ihn denkt, besteht die Möglichkeit, ein E.Mail zu schicken. In den allermeisten Spitälern ist dieser Dienst eingerichtet und schon auf der Internet-Startseite des Spitals zu finden. Die Nachrichten – oft mit Schmuckblatt – werden ausgedruckt und ans Krankenbett gebracht. Die elektronischen Genesungswünsche werden genutzt, boomen aber noch nicht.
Fußballer auf der Kinderstation. Eine Besonderheit stellt der Besuchsdienst des Bundesligavereins SV Josko Ried dar. Alle vierzehn Tage kommen zwei Fußballer auf die Kinderstation des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern in Ried/Innkreis. Die Idee dazu hatte Rieds Verteidiger Oliver Glasner, als er seinen Sohn bei einer Operation begleitete. Seit November 2008 gehen die Spieler durch die Zimmer. Mit dabei haben sie Fanartikel und Autogrammkarten und machen damit vielen jungen Fußballfans Freude.
Erste angehörigen-freundliche Intensivstation
Elisabethinen Linz. „Auf der Intensivstation ist der Angehörige nicht Besucher, sondern die Person, die dem Patienten Angst nimmt und Sicherheit gibt“, sagt Hannelore Dirschlmayer-Steiner, Pflegedirektorin des Krankenhauses der Elisabethinen in Linz. Angehörige stellen für den Patienten oftmals die Verbindung nach „Außen“ dar und können durch ihre Informationen die Ärzte und das Pflegepersonal unterstützen. Daher sind sie auf den beiden Intensivstationen der Elisabethinen jederzeit willkommen und werden auch verköstigt. Es besteht im Intensivzimmer die Möglichkeit zu nächtigen. Wer ein wenig Abstand braucht, findet ein Gästezimmer im Kloster der Elisabethinen. „Je höher technisiert die Medizin wird, umso wichtiger ist die Einbettung im Netz der Angehörigen“, betont Dr. Franz Harnoncourt, Geschäftsführer und ärztlicher Direktor. Generalvikarin Sr. Barbara Lehner ergänzt: „Als Ordensspital orientieren wir uns am leidenden Menschen und nicht an der Krankheit. Zu einer ganzheitlichen Betreuung gehört immer auch das soziale Umfeld.“ Aufgrund all dieser Maßnahmen wurden von der Stiftung Pflege die Intensivstationen der Elisabethinen als erste angehörigen-freundliche Intensivstationen Österreichs zertifiziert.