Ausgabe: 2010/11, Wort-Gottes-Feier, Grünberger-Wurm, Keplinger, Grünbach, Pfarre, Team
19.03.2010
- Josef Wallner
Christa Grünberger-Wurm leitet in der Pfarrkirche Grünbach eine Wort-Gottes-Feier. Sie trägt das liturgische Kleid, wie es in den Richtlinien der deutschsprachigen Bischofskonferenzen für Wort-Gottes-Feiern vorgesehen ist.
Christa Grünberger-Wurm gehört zu jenen 1155 Personen in der Diözese Linz, die als Leiter/innen von Wort-Gottes-Feiern ausgebildet sind. Warum ihr diese Aufgabe so viel bedeutet und wie sie persönlich davon profitiert, erzählt sie im Gespräch mit der KirchenZeitung.
Drei Jahre lang hat sich Christa Grünberger-Wurm erfolgreich gegen die Bitte des Pfarrassistenten von Grünbach, Peter Keplinger, gewehrt. Sie konnte sich nicht vorstellen, eine Wort-Gottes-Feier zu leiten. Zu wenig bibelfest fühlte sie sich. Vor allem hatte sie Angst, zum Gespräch im Ort zu werden: Man könnte tuscheln, dass ihr Verhalten im Alltag nicht mit dem übereinstimmt, was sie in der Kirche verkündigen würde. Schließlich hat sie sich gemeinsam mit Margit Jezek doch an eine Ausbildung gewagt. Es war das Beste, was ihr passieren konnte, ist sie nach drei Jahren als Leiterin von Wort-Gottes-Feiern mehr denn je überzeugt.
Arbeit als Zeit für mich. Christa Günberger-Wurms Ehemann ist ein begeisterter Musiker. Als er seine Frau einmal beim Vorbereiten einer Wort-Gottes-Feier beobachtete, meinte er: „So wie ich das Saxofonspielen genieße, genießt du das Vorbereiten der Gottesdienste.“ Damit hat er den Nagel auf den Kopf getroffen. Sobald die Termine für die Feiern vereinbart sind, beginnt seine Frau mit dem Lesen der vorgegebenen Bibeltexte im Maria Laacher Messbuch. Bis zum Tag der Wort-Gottes-Feier hat sie die Texte an die 30 Mal gelesen. Wann immer ihr ein Gedanke zu den Lesungen kommt, schreibt sie ihn sofort auf einen Blockzettel.
Ein Berg an Notizen, ein Stapel an Büchern. Im Laufe der Wochen wächst und wächst der Zettelstoß, bis sie sich dann zurückzieht, um aus den Notizen und Behelfen den Ablauf der Wort-Gottes-Feier zu schreiben: Begrüßung, Einleitung, Fürbitten, Besinnungstexte. „Da habe ich es am liebsten, wenn die Männer – ihr Ehepartner und die beiden Söhne – außer Haus sind.“ Nicht nur weil sie Ruhe hat, sondern weil das dann ihre Zeit ist. Sie genießt es, in ihrem Stapel von Meditationsbüchern zu blättern, zu schmökern und die Texte erst einmal für sich selbst zu bedenken, bevor sie die Auswahl trifft. Christa Grünberger-Wurm setzt sich für die Pfarre in vielfacher Weise ein: in der Katholischen Frauenbewegung, als Pfarrgemeinderätin und manches mehr. Die Vorbereitung der Gottesdienste ist mit Abstand die zeitaufwändigste Tätigkeit, doch es ist ihr liebstes Engagement: „Diese Zeit kommt mir ganz persönlich zugute.“
Die Predigt mit den Walkingstöcken vorbereiten. Der zweite Schritt ist die Erarbeitung der Predigt. Natürlich surft sie im Internet, um sich Anregungen zu holen, denn als Angestellte der Landwirtschaftskammer ist sie keine Theologin. Doch mit und ohne Theologiestudium kommt kein Prediger um die Frage herum: Was sagt der Bibeltext mir? Und das hält sie völlig zu Recht für den springenden Punkt jeder Verkündigung. „Eine Ansprache von jemandem anderen übernehmen, das geht einfach nicht.“ Beim Walken fallen ihr oft die besten Gedanken zu, erzählt sie. Der Bibelwerk-Intensivkurs zum Neuen Testament, an dem sie gerade teilnimmt, bedeutet ihr ebenfalls eine große Hilfe. Dass die Vorbereitung Stunden in Anspruch nimmt, liegt auf der Hand. Doch von der intensiven Beschäftigung mit der Bibel profitieren nicht nur die Gottesdienstbesucher/innen, sondern wiederum sie selbst. Das Bedenken der Texte hilft ihr, vertrauensvoll und, man kann auch sagen, meint sie, „gläubiger zu werden“.
Ansprechende Vielfalt. Drei- bis fünfmal im Jahr leitet Günberger-Wurm sonntags eine Wort-Gottes-Feier in der Pfarrkirche. Was sie anfangs zögern ließ, im Altarraum zu stehen, hat sich als unbegründet erwiesen. Die Rückmeldungen zeigen vielmehr, dass die Gläubigen gerne mit ihr feiern und gar nicht wenige sich in ihren einfachen Predigten wiederfinden. Darüber freut sie sich und über die Wertschätzung, die die Pfarrgemeinde, Pfarrassistent und Pfarrer allen fünf ehrenamtlichen Leitern der Wort-Gottes-Feiern entgegenbringen: „Die Leute mögen die Vielfalt.“
Das Grünbacher Team
Seit Mitte der 1990er Jahre werden in Grünbach bei Freistadt regelmäßig Wort-Gottes-Feiern gehalten, die meisten davon von Pfarrassistent Peter Keplinger. Ihm zur Seite stehen außer Christa Grünberger-Wurm noch weitere zwei Frauen und zwei Männer als Leiter/innen von Wort-Gottes-Feiern. Im Folgenden ihre Erfahrungen.
„Die Aufgabe, das Wort Gottes lebendig werden zu lassen, ist sehr schön und gibt mir selber Hoffnung. Oft erlebe ich während des Wortgottesdienstes eine Kraft, wo mir vorkommt, die ist gar nicht von mir.“ Clara Steinmassl
„Ich erlebe die Liturgie als ein Mithelfen in der Pfarrgemeinde durch Gestalten von Wort-Gottes-Feiern, wenn keine heilige Messe gefeiert werden kann. Ein Vergelt’s Gott allen für die Mitfeier.“ Alois Weissenböck
„Ich bin natürlich keine ausgebildete Theologin, aber ich versuche diese besondere Aufgabe mit bestem Wissen und Gewissen und vor allem mit Gottvertrauen zu erfüllen – so nach dem Motto: Lebe und rede vom Evangelium das, was du verstanden hast.“ Margit Jezek
„Eine Pfarre lebt aus der Gemeinschaft, die am Sonntag zusammen-kommt. Gerne leiste ich dazu meinen Beitrag. Wichtig ist, dass man hinter den Texten der Feier selbst steht. Anregungen hole ich mir zum Beispiel aus der KirchenZeitung oder der Bibelsaat.“ Alois Wiesinger