Zeitlebens eckte sie an und wurde gleichzeitig bewundert: für ihre klare künstlerische Handschrift und die Bereitschaft, ihren Ideen trotz Widerständen – auch kirchlicherseits – treu zu bleiben. Lydia Roppolt gestaltete die Kirchenlandschaft in Oberösterreich seit den 1955er Jahren wesentlich mit. In Oberwang im Salzkammergut fand die Künstlerin ihre Heimat. Dank ihrer Initiative wurde die gotische Kirche restauriert und innen neu gestaltet.
„Rosa“, sagte Lydia Roppolt, nicht „rosig“. Sie sah das Salzkammergut nicht mit den Augen des Touristen, des Sommerfrischlers, sondern mit den Augen des arbeitenden Menschen, mit den Augen einer Künstlerin. Das Leben im Salzkammergut war und ist nicht immer rosig: egal ob im Bergwerk, in der Saline, bei der Forstarbeit, im Fremdenverkehr oder am Bauernhof. Auch die Künstlerin Lydia Roppolt, 1922 in Moskau geboren, bis zu ihrem Tod im Jahr 1995 in Wien und in Oberwang beheimatet, hat sich ihre Anerkennung als Künstlerin mühsam erringen müssen. Ihre Arbeiten sorgten für Aufregung: etwa die Ausgestaltung der Kirche in Sierninghofen-Neuzeug oder das Kreuzigungsfresko aus dem Jahr 1959/60 in St. Johann in Engstetten (NÖ). Es wurde nach Beschädigungen und Protesten hinter einem mobilen Vorhang versteckt – bis heute. In Oberwang (OÖ) hat die Künstlerin neben der Konradkirche ihre Zelte aufgeschlagen und ihr Atelier errichtet. 1968 initiierte sie die Restaurierung des gotischen Kirchleins. Betritt man den Kirchenraum, so ist die Handschrift der Künstlerin bis heute unübersehbar. Glasfenster, eine Grabkapelle, die Konradorgel, der Altartisch, das Altarkreuz: all das hat die Künstlerin entworfen und die Menschen von fern und nah mit moderner Kunst konfrontiert. „... um Missverständnissen und Enttäuschungen vorzubeugen, muss ich noch betonen, dass ich eine Malerin moderner Glasbilder bin. Ein modernes, wertvolles Glasbild kann ich versprechen.“ Diese Worte richtete Lydia Roppolt etwa an den Bürgermeister von Oberwang Martin Knoblechner im Jahr 1957. Dort gestaltete sie für den Sitzungssaal des damals neu errichteten Amtsgebäudes ein Glasfenster.
Zustimmung und Ablehnung. Zwei Jahre zuvor hatte die Künstlerin erlebt, wie ihr Auftragswerk in der Himmelfahrtskirche in Edmonton, Kanada, nach anfänglicher Zustimmung auf Ablehnung gestoßen war. Die Kommission für religiöse Kunst im Vatikan hielt in einem Schreiben dazu fest: „Folglich spricht die künstlerische Darstellung die Seele nicht an und kann daher einen lehrreichen Einfluss auf die Frömmigkeit der Menschen nicht ausüben, wie dies von geistlicher Kunst vorausgesetzt wird.“ Ganz anders klangen Jahrzehnte später die Abschiedsworte, die Bischof em. Maximilian Aichern beim Begräbnis der Künstlerin sprach: „In ihrem Herzen ist Gottes Licht aufgeleuchtet. Sie hat den göttlichen Glanz auf dem Antlitz Christi gesehen und durch ihr künstlerisches Schaffen dazu beigetragen, dass viele Menschen einen Zugang zu diesem Glauben bekommen haben.“
Licht, das die Farben weckt
Das Thema ihrer Arbeiten war das Licht, das die Farben und die Formen erweckt. Die Rettung der Konradkirche in Oberwang (OÖ) und ihre Ausgestaltung war Lydia Roppolt ein zentrales Anliegen. Sie hat in zahlreichen weiteren Kirchen und Kapellen ihre künstlerische Handschrift hinterlassen: sie gestaltete u. a. Glasfenster in Linz-St. Michael, Linz-Christkönig, in der Autobahnkirche in Haid, in Pfandl bei Bad Ischl, in Wien-Brigittenau und in der Wiener Ruprechtskirche sowie in der Verkündigungsbasilika in Nazareth (Israel). Monumentale Arbeiten wie Fresken, Glasfenster, Bildteppiche und Arbeiten aus Holz bildeten den Hauptteil ihres Wirkens. Sie schuf auch Aquarelle, Ölbilder und Grafiken.
- Tipp: Lydia Roppolt, Sakrales – Monumentales, R. L. Schachel/E. Kaessmayer, Bibliothek der Provinz.
Zur Person
Lydia Roppolt, geboren 1922 in Moskau. Mit den Glasfenstern in Linz-St. Michael wird sie 1955 schlagartig bekannt. 1967 errichtet sie ihr Atelier in Oberwang. Dort wird sie in der Grabkapelle der Konradkirche 1995 beigesetzt.