In ihr lebt die Ökumene

Die weit ausholende Geste ist Zeichen für ihre Einstellung. In Elisabeth Hörlsbergers Glaubensleben haben alle Platz. Sie kommt aus einem evangelischen Pfarrhaus – in wörtlichem Sinn: 1945 wurde sie in Neukematen im Pfarrhaus geboren, wo ihr Vater Pfarrer war. 1953 übersiedelte die Familie nach Linz. Nach der Hochzeit war Hörlsberger für ihre fünf Kinder da und arbeitete in den drei Bekleidungsgeschäften ihres Mannes in Linz und Vöcklabruck mit. Seit zwölf Jahren ist sie in der evangelischen Pfarre Linz-Innere Stadt aktiv und leitet das pfarrliche Bildungswerk.

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Elisabeth Hörlsberger ist gerne evangelische Christin und findet ein katholisches Hoch-amt mit Weihrauch, Kerzen und Geklingel der Ministranten, wie sie sagt, ziemlich anstrengend – doch die Ökumene ist ihr ein Herzensanliegen, das sie nicht nur mit Worten beschwört, sondern lebt.

Berührungsängste zur katholischen Kirche kennt Elisabeth Hörlsberger nicht: Sie freut sich schon auf die KIZ-Leser/innenreise nach Jordanien, sie geht gerne in die Ursulinenkirche zu Peter Paul Kaspar in den Gottesdienst und sie kann das typisch katholische Wort „Transsubstantiation“ aussprechen, ohne sich zu verhaspeln. „Für mich ist die gelebte Ökumene in der Linzer Innenstadt – dazu gehört auf katholischer Seite Dompfarrer Strasser – sehr erfreulich“, sagt sie.

Interesse am anderen. Der kirchenübergreifende Kontakt ist ihr so selbstverständlich, dass sie nicht an einem einzelnen Ereignis festmachen könnte, wodurch ihre ökumenische Einstellung so intensiv wurde. Nur eins ist sicher. An ihrem katholischen Mann liegt es nicht. „Ich gehe nämlich öfter in eine katholische Kirche als er“, erzählt sie. Sie freut sich aber, dass er ihr Engagement im Evangelischen Bildungswerk mitträgt. „Mein Mann hat aber ausgeschlossen, dass er je evangelisch wird. Seine Begründung: Dann können wir nicht mehr miteinander streiten.“

Kunst in der Lutherkirche. Mit dem Bildungswerk-Team der Pfarre Linz-Innere Stadt organisiert Hörlsberger zweimal im Jahr eine Ausstellung in der Martin-Luther-Kirche. Zunehmend mehr beziehen die Künstler auch den Raum mit ein, was für alle Beteiligten sehr spannend ist, erklärt sie. Neben der Kunst gibt es eine zweite bewährte Veranstaltungsreihe des Bildungswerks: die Abendgespräche in den Wochen vor Ostern. Heuer wird es um das fünfte Gebot „Du sollst nicht töten“ gehen.

Demokratie und Kirche. Dass eine so vor Energie sprühende Frau wie Elisabeth Hörlsberger in das Presbyterium der Pfarre gewählt wurde, liegt auf der Hand. „Der demokratische Aufbau unserer Kirche fasziniert mich und ich halte ihn für essenziell. Demokratie ist unverzichtbar.“ Damit beschreibt sie auch – aus ihrer Sicht – einen deutlichen Unterschied zwischen katholischer und evangelischer Kirche. Ein weiterer Bereich liegt für sie im Verständnis von Eucharistie. Die Transsubstantiation, wie die Wesensverwandlung von Brot und Wein in der katholischen Kirche bezeichnet wird, kann sie nicht nachvollziehen. „Natürlich bleibt der Glaube immer ein Geheimnis. Aber die katholische Vorstellung ist mir zu viel, dass ich glauben soll, in Fleisch zu beißen und Blut zu trinken.“ Als eine Form von Respekt vor diesem unterschiedlichen Verständnis geht sie auch im katholischen Gottesdienst nicht zur Kommunion, obwohl ihr persönlich die Kommunion sehr wichtig ist: wenn man mit den anderen Gläubigen um den Altar steht und den Leib und das Blut Christi nimmt, ist das ein besonderer Augenblick und eine intensive Gemeinschaft im Heiligen Geist.

Gebet um die Einheit. Sie hofft, dass durch die Gemeinschaft im Geist die Kirchen einmal zusammengeführt werden. „Wir sind ja auf denselben Herrn fokussiert.“ Das zeigt sich für sie ausdrücklich bei den monatlichen ökumenischen Gottesdiensten in der Linzer Martins-kirche. Dort geht sie gemeinsam mit ihrem Mann hin: „Das finden wir toll.“ Ob sie mit ihren 65 Jahren die Kircheneinheit noch erleben wird, bezweifelt sie, ausschließen möchte sie es aber nicht. Auf jeden Fall wird sie in der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen beim Gottesdienst in der Altkatholischen Kirche (Do., 20. Jänner, 18.30 Uhr) darum beten.