Ausgabe: 2011/23, Vatertag, Kindergarten, St. Florian, Katholische Männerbewegung
08.06.2011
- Josef Wallner
Paul Benischek mit seinem Sohn Paul (links) bei der Jause. Sie haben für die Kinder frisches Brot und Butter mitgebracht.
„Vatertag“ im Kindergarten von St. Florian meint nicht, dass für die Väter eine Feier mit Liedern und Gedichten gestaltet wird. Es ist vielmehr die Einladung an die Papas, sich im Laufe der Monate Mai und Juni arbeitsfrei zu nehmen und einen Vormittag mit ihren Kindern in Kindergarten zu verbringen: zum Spielen, Basteln – einfach zum Mitleben. Die Katholische Männerbewegung St. Florian hat diese Aktion ins Leben gerufen. Das Echo ist beeindruckend.
Die Bauecke ist der Lieblingsplatz von Matthias. Darum hat er auch seinen Vater gleich dorthin geführt, als sie in der Früh gemeinsam in den Kindergarten gekommen sind. Hermann Fimberger begleitet heute seinen Sohn Matthias durch den Vormittag. Es dauert nicht lange und schon gesellen sich weitere Buben zu Matthias und seinem Papa. Sie haben mit den Kapla-Hölzern zu bauen begonnen. Nach und nach entsteht ein wahres Meisterwerk der Turmbaukunst. Voll Freude zeigt Matthias dem Besucher in der Regenbogen-Gruppe des Kindergartens 1 von St. Florian, was er gemeinsam mit seinem Papa und Freunden geschaffen hat. Während Hermann Fimberger zur Kuschelecke, einer Empore innerhalb des Gruppenraums, hinaufsteigt und dort den Purzelmännchen zuschaut, die sein Sohn immer wieder auf eine Bahn setzt und hinunterkullern lässt, steht Paul Benischek an der Werkbank. Er ist der zweite Papa, der heute „Vatertag im Kindergarten“ hat. Papa Beni-schek hält Holzleisten zusammen, ein Bub schlägt einen Nagel ein, sie wollen ein Fußballtor basteln. Da die Nägel zu kurz sind, fällt das Tor auseinander, noch bevor sie es aufstellen können. Doch das stört die Kinder nicht. Das Messen, Sägen, Raspeln, Halten und Hammern hat auch ohne sichtbares Ergebnis Spaß gemacht.
Stolz auf den Papa. Gegen neun Uhr treffen sich die Kinder mit ihrer Pädagogin – heute verpönt, aber einst „Tante“ genannt – und den beiden Vätern im Sesselkreis. Mit dem Lied „Guten Morgen, liebe Papas, wir freuen uns, euch zu sehen“ heißen die Kinder ihre Gäste willkommen. Diese sind nicht mit leeren Händen erschienen. Hermann Fimberger legt eine Zuckerrübe in die Mitte und einen Ast. So erraten die Kinder seinen Beruf: Er ist Landwirt und besitzt auch einen Wald. Paul Benischek ist Personalleiter in einem großen Unternehmen, seine Frau und die Groß-eltern des kleinen Paul bewirtschaften einen Bauernhof. Eine große Schachtel voll Utensilien hat Papa Paul mitgenommen, um den Kindern die Entstehung eines Brotes zeigen zu können: Spielzeugtraktor und -sämaschine um das Anbauen zu demonstrieren, einen Mähdrescher und eine Kaffeemühle, in der die Kinder Getreidekörner mahlen dürfen. Die Spielgeschichte machte den „Regenbogen-Kindern“ Appetit auf das frische Brot, das ihnen Paul Benischek mitgebracht hat, und so saust die Schar zu den Jausentischen. „Da sitzt mein Papa!“ Beide Buben haben für ihren Vater neben sich einen Platz besetzt – so wie sie es gewöhnlich für einen ihrer Freunde tun.
Zeit teilen. Nach der Jause gehen der kleine und der große Paul mit einer Schar Buben zum Fußballspielen. Eine andere Gruppe sammelt sich um Papa Fimberger, der von dem mitgebrachten Ast für die Kinder dünne Scheiben schneidet. Beiden Vätern ist der Kindergarten nicht fremd, da sie schon ältere Kinder haben. Dennoch halten sie es für selbstverständlich, mit ihren Söhnen einen „Vatertag“ zu verbringen. Wie viel das ihren Kindern bedeutet, war beim Verabschieden zu spüren. Paul Benischek musste gegen 11 Uhr zu einem Termin. „Papa, kommst morgen eh wieder?“, ruft ihm der kleine Paul nach.
„Väter tun gut“
Christa Heibl, die Kindergartenpädagogin der „Regenbogen“-Gruppe in St. Florian, gefällt die Aktion „Vatertag im Kindergarten“: „Es ist schön zu sehen, wie stolz die Kinder auf ihre Väter sind, mit welcher Begeisterung sie ihnen ihr Lieblingsspielzeug zeigen – Väter im Kindergarten tun einfach gut.“ Auch die Väter erleben diese Stunden als berei-chernd: weil sie den Alltag ihrer Kinder selbst erfahren und deren Umfeld aus eigener Anschauung kennenlernen.