Ein Spaziergang durch die Herbstlandschaft drängt sich auf. Die Einkaufsliste bleibt heute zuhause liegen. Die Wiesen wirken leer und verwaist. Ein Holzpflock, in kräftigem Rot gestrichen, steht mitten im Feld. Obenauf ein Kleeblatt, ein paar Tautropfen. Das ist alles, was dieses Bild an aufzählbaren Fakten vorweisen kann. Für sich genommen ist jedes Teil unauffällig, unbedeutend. Nichts, was der Rede wert wäre: die Maserung des Holzes, darauf das angeknabberte, mit feinen Fasern durchzogene Kleeblatt, die Tautropfen, die wie Glasperlen am Blatt hängen. Eine zufällige Komposition in Rot - Grün, irgendwo am Rande eines Weges. Einmal genau hinsehen, in die Farben eintauchen und das Grau des Alltags damit einfärben.
Einmal stehen bleiben, tief durchatmen, die klare Luft einsaugen. Innehalten und schauen: Was nehme ich wahr? Wo stehe ich jetzt? Was erwarte ich noch vom Leben, von mir? – Gedanken kreisen. Meist sind es nicht die großartigen Ereignisse, die Menschen aufblühen lassen. Ein warmer Händedruck, ein wohlwollender Blick, ein aufmerksames Wort. Die Zeit des Advents eröffnet Räume der Stille, die zum Hinhören und Hinsehen einladen. Einmal stehen bleiben, innehalten, den Blick schärfen. Mehr braucht es oft nicht.