Von einer neuen und offenen Familie spricht Jesus. Alle, die Gott suchen, gehören zu ihr. Jesus blickt auf die Menschen um ihn herum und sagt: „Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.“
In jener Zeit ging Jesus in ein Haus, und wieder kamen so viele Menschen zusammen, dass er und die Jünger nicht einmal mehr essen konnten. Als seine Angehörigen davon hörten, machten sie sich auf den Weg, um ihn mit Gewalt zurückzuholen; denn sie sagten: Er ist von Sinnen. Die Schriftgelehrten, die von Jerusalem herabgekommen waren, sagten: Er ist von Beelzebul besessen; mit Hilfe des Anführers der Dämonen treibt er die Dämonen aus. Da rief er sie zu sich und belehrte sie in Form von Gleichnissen: Wie kann der Satan den Satan austreiben? Wenn ein Reich in sich gespalten ist, kann es keinen Bestand haben. Wenn eine Familie in sich gespalten ist, kann sie keinen Bestand haben. Und wenn sich der Satan gegen sich selbst erhebt und mit sich selbst im Streit liegt, kann er keinen Bestand haben, sondern es ist um ihn geschehen. Es kann aber auch keiner in das Haus eines starken Mannes einbrechen und ihm den Hausrat rauben, wenn er den Mann nicht vorher fesselt; erst dann kann er sein Haus plündern. Amen, das sage ich euch: Alle Vergehen und Lästerungen werden den Menschen vergeben werden, so viel sie auch lästern mögen; wer aber den Heiligen Geist lästert, der findet in Ewigkeit keine Vergebung, sondern seine Sünde wird ewig an ihm haften. Sie hatten nämlich gesagt: Er ist von einem unreinen Geist besessen. Da kamen seine Mutter und seine Brüder; sie blieben vor dem Haus stehen und ließen ihn herausrufen. Es saßen viele Leute um ihn herum, und man sagte zu ihm: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und fragen nach dir. Er erwiderte: Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder? Und er blickte auf die Menschen, die im Kreis um ihn herumsaßen, und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine Brüder. Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.
1. Lesung
Genesis 3 9–15
Nachdem Adam von der Frucht des Baumes gegessen hatte, rief Gott, der Herr, ihm zu und sprach: Wo bist du? Er antwortete: Ich habe dich im Garten kommen hören; da geriet ich in Furcht, weil ich nackt bin, und versteckte mich. Darauf fragte er: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du von dem Baum gegessen, von dem zu essen ich dir verboten habe? Adam antwortete: Die Frau, die du mir beigesellt hast, sie hat mir von dem Baum gegeben, und so habe ich gegessen. Gott, der Herr, sprach zu der Frau: Was hast du da getan? Die Frau antwortete: Die Schlange hat mich verführt, und so habe ich gegessen. Da sprach Gott, der Herr, zur Schlange: Weil du das getan hast, bist du verflucht unter allem Vieh und allen Tieren des Feldes. Auf dem Bauch sollst du kriechen und Staub fressen alle Tage deines Lebens. Feindschaft setze ich zwischen dich und die Frau, zwischen deinen Nachwuchs und ihren Nachwuchs. Er trifft dich am Kopf, und du triffst ihn an der Ferse.
2. Lesung
2 Korinther 4, 13 – 5, 1
Wir haben den gleichen Geist des Glaubens, von dem es in der Schrift heißt: Ich habe geglaubt, darum habe ich geredet. Auch wir glauben, und darum reden wir. Denn wir wissen, dass der, welcher Jesus, den Herrn, auferweckt hat, auch uns mit Jesus auferwecken und uns zusammen mit euch vor sein Angesicht stellen wird. Alles tun wir euretwegen, damit immer mehr Menschen aufgrund der überreich gewordenen Gnade den Dank vervielfachen, Gott zur Ehre. Darum werden wir nicht müde; wenn auch unser äußerer Mensch aufgerieben wird, der innere wird Tag für Tag erneuert. Denn die kleine Last unserer gegenwärtigen Not schafft uns in maßlosem Übermaß ein ewiges Gewicht an Herrlichkeit, uns, die wir nicht auf das Sichtbare starren, sondern nach dem Unsichtbaren ausblicken; denn das Sichtbare ist vergänglich, das Unsichtbare ist ewig. Wir wissen: Wenn unser irdisches Zelt abgebrochen wird, dann haben wir eine Wohnung von Gott, ein nicht von Menschenhand errichtetes ewiges Haus im Himmel.
Lasst euch finden
Geht in euren Tag hinaus ohne vorgefasste Ideen, ohne die Erwartung von Müdigkeit, ohne Plan von Gott, ohne Bescheidwissen über Gott, ohne Enthusiasmus, ohne Bibliothek – geht so auf die Begegnung mit Gott zu. Brecht auf ohne Landkarte – und wisst, dass Gott unterwegs zu finden ist, und nicht erst am Ziel. Versucht nicht, Gott nach Originalrezepten zu finden, sondern lasst euch von Gott finden in der Armut eines banalen Lebens.
Madeleine Delbrèl
Liebe, Streit ... Familie
Wort zum Sonntag
Viele waren gekommen, aus der gesamten Grenzregion, und füllten den Platz vor dem Marienheiligtum. Festlich war der Gottesdienst, kräftig der Gesang. Eine Menschenmenge, und doch fühlten sich die Teilnehmenden, einander weitgehend fremd, wie eine Familie, die Gott zum Vater haben darf. Unvergesslich bleibt mir das gemeinsam gesungene Vaterunser, jede und jeder in der eigenen Muttersprache, und doch entstand ein Zusammenklang in Melodie und Rhythmus. Das war es! Wir – Söhne und Töchter des einen Vaters im Himmel, untereinander Brüder und Schwestern Jesu, den wir in unserer Mitte wissen und feiern. Menschen in der Kirche von heute gestalten ihr christliches Leben vielfältig. Vermutlich ist es aber gerade diese Erfahrung von Gemeinschaft im Glauben, die auch das Wallfahren und Pilgern in Schwung hält. Ob in großer Gruppe oder zu zweit oder auch allein auf dem Weg, sehr bald entsteht das Gefühl von Zusammengehörigkeit und eine Atmosphäre gegenseitiger Verbundenheit. Trennendes tritt in den Hintergrund. So muss es gewesen sein, wenn die vielen Menschen im Kreis um Jesus herumsaßen: Wie in einem Freundeskreis, wie in einer neuen Familie – was Spannungen nicht ausschließt.
Von dieser neuen und offenen Familie spricht Jesus. Alle, die Gott suchen, gehören zu ihr. Familiäre Bindungen werden relativiert. „Wer sind meine Mutter und wer sind meine Brüder?“, fragt Jesus. Und er blickt auf die Menschen um ihn herum und sagt: „Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.“ Im Alltag ist es nicht eindeutig auszumachen, was Gottes Wille ist. Jedenfalls will Gott, dass wir aufrecht vor ihm leben, dass wir Gott und unseren Nächsten gegenüber Liebe zeigen, dass wir teilen, dass wir den Mitmenschen annehmen wie einen Bruder, wie eine Schwester.
Zum Weiterdenken
„Brüder und Schwestern“ ist eine im Raum der Kirche vertraute Anrede. Möchte ich mitarbeiten an einer geschwisterlichen Kirche? Start und Ziel ist dabei meine eigene Familie oder Gemeinschaft.