Mit der Kraft der Gemeinschaft und des Gebets will die Gemeinschaft Cenacolo einen Weg aus der Sucht weisen. Vergangene Woche besuchten die Mitglieder Linz, um Zeugnis zu geben und so auch „Menschenleben zu retten“.
Matthäus war zwölf Jahre alt, als es in seinem Leben so richtig bergab ging. „Ich habe viele Verletzungen und viel Leid in der Familie erfahren“, erzählt er. Sein Heil suchte er in den Drogen: „Alkohol, Marihuana, Amphetamine, ich habe alles genommen.“ Dass er den Kampf gegen die Drogensucht gewonnen hat, verdankt der 22-jährige Pole der Gemeinschaft Cenacolo, die drogenabhängigen Jugendlichen den Weg aus der Sucht weist. Vor zwei Jahren trat er der Gemeinschaft in Polen bei, seit ein paar Monaten lebt er in dem Cenacolo-Haus im Burgenland. „Die Gemeinschaft ist das Schönste, was mir im Leben passiert ist“, sagt er. Das Konzept das in den weltweit 52 Cenacolo-Häusern gleich ist, hat bei ihm sehr gut geholfen: mit Gebet, Gesprächen und Arbeit wieder neuen Lebensmut und Heilung erfahren. Dafür kommen die ehemals Drogenabhängigen ohne Medikamente und psychologische Betreuung aus. Die Rückfallquote ist sehr gering. Ca. 80 Prozent werden nach Angaben von Cenacolo dauerhaft von der Drogenkrankheit geheilt. Im Schnitt bleiben die Bewohner der Häuser dabei mindestens drei Jahre.
„Sie fangen zu weinen an“. Matthäus will seine persönliche Geschichte, den Wandel hin zum Guten, möglichst vielen Menschen mitteilen. Gemeinsam mit Georg von Cenacolo ist er in Linzer Schulen unterwegs, beim Jugendzentrum Aufbruch in Wilhering und besucht Suchtkranke in einem Gefängnis. Die Mission der beiden Männer ist klar: „Wir wollen Zeugnis geben. Und wenn dieser Besuch nur ein Menschenleben rettet, hat es sich gelohnt.“ Zusammen mit den Jugendlichen der Loretto Gemeinschaft gehen sie leise betend in der Linzer Innenstadt auf einen „Prayer Walk“, begleitet von der KirchenZeitung. Wenn Georg seine Bitte für alle Jugendlichen ausspricht, denen es nicht so gut geht, merkt man, dass das nicht einfach so dahingesagt ist. „Es gibt sehr viele Menschen mit Drogenproblemen. Wir haben manchmal 20 bis 30 Anrufe am Tag“, berichtet er. Oft passiere es, dass Menschen bei ihren Vorträgen zu weinen anfangen: „Sie erkennen sich selbst in den Geschichten“, sagt Georg, der für die Gemeinschaft von 30 Männern im Burgenland verantwortlich ist, ohne sich selbst als Chef zu bezeichnen. „Wir sind füreinander da.“ Wer es nach ein paar Monaten geschafft hat, von den Drogen wegzukommen, wird selbst zum Schutzengel, der sich um die Neuankömmlinge kümmert.
Therapien ohne Erfolg. Seit 1999 lebt Georg in der Cenacolo-Gemeinschaft. „Bei mir war es der Alkohol. Angefangen hat es damit, dass ich in der Jugend damit meine Schüchternheit überspielt habe.“ Zahlreiche Therapien blieben wirkungslos, erst mit Cenacolo wurde der heute 43-Jährige trocken. Eines der Erfolgsrezepte ist für ihn, dass bereits zehn Minuten nach dem Aufstehen Gelegenheit für das Gebet ist. „In der Früh ist die schlimmste Zeit. Da kommt die Erinnerung an die Drogen zurück“, meint Georg: „Du findest sonst nicht zur Ruhe. Nur Gott kann dir Frieden schenken.“