Monika Gschaider und Margarete Schlosser helfen geflüchteten Kindern und Jugendlichen, ihren Platz in Schule und Berufsleben zu finden. Im vergangenen Mai wurden sie mit dem Solidaritätspreis der KirchenZeitung ausgezeichnet.
Edris, Sohn eines Warlords, konnte nicht in die Schule gehen. Sein Vater kontrollierte als Kriegsherr ein Gebiet in Afghanistan. Geld für die Schule gab es nicht. Vor zehn Jahren kam er nach Österreich und holte seine Schulbildung nach. Heute schickt er regelmäßig Geld nach Hause, damit seine beiden Schwestern die Schule besuchen können. „Er hat es geschafft“, sagt Monika Gschaider und freut sich noch immer über den Lernerfolg ihres Schützlings. „Manche Lehrer glauben, die Flüchtlingskinder sind faul. Dabei ist es die Fülle, die auf sie einstürzt.“
Flüchtlinge in Ottensheim
Seit 2003 unterstützt Monika Gschaider in Ottensheim Kinder und Eltern mit Migrationshintergrund. Sie begleitet sie in der Schule und bei Behördengängen – bis nach Wien –, organisiert Spenden und hilft bei der Integration im Ort. Die ehemalige Lehrerin konnte nach einer Gehirnblutung nicht mehr in ihren Beruf zurückkehren. Bei einem Frauenkaffee in der Pfarre erfuhr sie von den Sprach- und Lernschwierigkeiten der Kinder im Unterricht. Seitdem kommen jede Woche vier bis fünf Kinder und Jugendliche zu Monika Gschaider nach Hause, um mit ihr zu lernen – nachmittags, auch abends, am Wochenende und in den Ferien. Dass sie für ihren Einsatz mit dem Solidaritätspreis ausgezeichnet wurde, beschäme sie: „Mein Mann und ich bekommen so viel zurück. Die Kinder sind fröhlich, offen und voller Vertrauen. Sie wollen lernen, und das lässt mein Herz hüpfen.“
Eine Familie in Vöcklabruck
Jesika hat genug Platz in der Wohnung, um sich mit ihrem Rollstuhl zu bewegen. Sie ist gelernte Bürokauffrau, spricht mehrere Sprachen, darunter ihre Muttersprache Aramäisch, und sie sucht Arbeit. Sie musste mit ihren Eltern und ihren beiden Geschwistern aus dem Irak fliehen. Sie wurden als Christen verfolgt. Vor acht Jahren sind sie nach Vöcklabruck gekommen und haben Margarete Schlosser kennengelernt.
Die Kraft, zu helfen.
„Wir sind zusammengewachsen“, sagt die pensionierte Lehrerin. Seit dem Tod der Mutter, mit der sie befreundet war, fühlt Margarete Schlosser sich verantwortlich für die Ausbildung von Jesika, Rebeka und Dani. „Als ich sie bei einem Frauenfrühstück in der Pfarre kennengelernt habe, dachte ich: Lieber Gott, du hast sie mir zugespielt, nun musst du mir die Kraft geben, sie zu unterstützen“, erzählt Frau Schlosser. Sie organisiert gemeinsam mit ihrem Mann Spenden und Nachhilfe, hält den Kontakt mit den Lehrer/innen und hilft bei schulischen Entscheidungen. Ihre Kraft, so sagt sie, schöpft sie aus ihrer Familie, ihrem Freundeskreis und aus der Meditation.
Signale für ein Miteinander
Margarete Schlosser und Monika Gschaider haben sich erst bei der Preisverleihung im Mai kennengelernt. Beide betonen, dass sie ihren Einsatz nur mit der Unterstützung hilfsbereiter Menschen leisten können. „Ohne sie wäre das alles nicht möglich“, sagen sie und strahlen Kraft und Zuversicht aus.
Solidaritätspreis 2013
Einreichungen
Wann? Zum Nationalfeiertag, 26. Oktober, schreibt die KirchenZeitung den 20. Solidaritätspreis aus. Dann können der KirchenZeitung bis 15. Februar 2013 Einzelpersonen, Gruppen sowie Jugendprojekte für den Solidaritätspreis vorgeschlagen werden. Wir laden insbesondere auch die KirchenZeitungs-Leser/innen ein, uns nachahmenswürdiges Engagement zu nennen. Die Verleihung des 20. Solidaritätspreises findet am 15. Mai 2013 im Landhaus Linz statt.
- Sie können formlos auf dem Postweg einreichen an: KirchenZeitung, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz, Kennwort „Solidaritätspreis“, per E-Mail: solipreis@kirchenzeitung.at oder mit dem bei der KirchenZeitung erhältlichen Formular und natürlich auch über unsere Homepage: www.solipreis.at Was und wer? Gerechtigkeit, Friede, Bewahrung der Schöpfung und soziales Engagement! – Nennen Sie beispielhaften Einsatz im Kleinen wie im Großen für eine friedlichere, gemeinschaftlichere und solidarische Welt. Oder schlagen Sie Menschen vor, die weit über ihre Dienstpflicht hinaus im Beruf im Sinne der Solidarität engagiert sind.
Wie? Die Gesamtdotation der Preise beträgt 18.000 Euro, die auf meist neun Preisträger/-innen aufgeteilt werden. Eine Jury nominiert aus allen Einreichungen (jährlich bis zu 200) die Preisträger/innen. Diese erhalten beim Fest im Landhaus am 15. Mai 2013 aus den Händen von Bischof, Landeshauptmann und Landeshauptmannstellvertreter die Auszeichnungen. Die KirchenZeitung dankt dem Land OÖ, der Diözese Linz und dem ORF OÖ für die Unterstützung: LH-Stv. Josef Ackerl trägt zur Dotation 10.000 Euro bei, von der Diözese Linz kommen weitere 8.000 Euro, LH Dr. Josef Pühringer lädt zur Feier ins Landhaus ein, der ORF ist Medienpartner.