Mit seiner unkomplizierten Art hat Papst Franziskus auch in Oberösterreich beeindruckt. Verbunden damit ist der Wunsch, dass für die großen pastoralen Herausforderungen unkomplizierte Lösungen möglich werden.
„Wenn es stimmt“, sagt die Pfarrassistentin von Steyr-Christkindl Sissy Kamptner, „dass der Papst in seinen jungen Jahren Tango getanzt hat, dann stimmt mich das hoffungsvoll.“ Besonders der argentinische Tango, weiß sie, verlangt sehr viel an Beweglichkeit und Einfühlungsvermögen. Der Tanz entsteht erst im Tanzen – und man kommt sich sehr nahe. Wenn Papst Franziskus nun mit der Weltkirche unterwegs ist, hofft die Vorsitzende der diözesanen Frauenkommission, könnten sich Dinge in der Kirche entwickeln, die der Papst ursprünglich gar nicht beabsichtigt hatte. Dass er jetzt von sich aus das Rollenbild der Frauen in der Kirche verändern will, glaubt Kamptner eher nicht. Wenn sich Franziskus aber – wie ein Tänzer auf die Partnerin – wirklich auf die Weltkirche einlässt, könnten Veränderungen und Reformen kommen. Dass das Amt und damit auch die Kirche näher bei Jesus sein wird – das ist Kamptners Hoffnung, und sie wünscht Franziskus, dass es gelinge.
Pfarren brauchen Stärkung
Dass sich bei den kirchlichen Bestimmungen über die Leitung von Pfarren etwas bewegen wird – das ist der Hauptwunsch, den die beiden Pfarrer Hans Padinger (Peuerbach) und Franz Wild (Traun) an den neuen Papst haben. Padinger ist Sprecher des Priesterrates, Wild Generaldechant. Beide wissen sehr genau, wo in den Pfarren der Hut brennt. In Oberösterreich geht es – wie im ganzen deutschen Sprachraum – um das Überleben der Pfarren. „Pfarren müssen auch dann leben können, wenn es die Kirche nicht mehr schafft, dass überall Priester vor Ort sein können“, sagt Padinger – und hofft: Papst Franziskus kenne die Situation aus Lateinamerika. – auch dort gibt es einen großen Priestermangel. Frauen wären dort am Aufbau von Gemeinden intensiv beteiligt. Padinger erwartet nun nicht, dass es so bald zu Änderungen beim Pflichtzölibat kommen wird – so etwas braucht Zeit. Trotzdem wäre eine deutliche Ausweitung der Kompetenzen für Laien möglich. Sie sollten Pfarren leiten können, stimmen Padinger und Wild überein.
Die römische Brille
„Unkonventionell“ hat Franz Wild den neuen Papst bisher erlebt. Er hofft, dass er sich diese Unkompliziertheit im Amt bewahren kann und dass er nicht alles nur durch die „römische Brille“ beurteilt, ob kirchenstrukturell alles dem Gesetz entspricht, sondern danach, was die Menschen wirklich brauchen. Mit seinem Einsatz gerade in sozialen Fragen wäre ihm das bisher gelungen. Ein Papst an der Seite der Armen und Schwachen, der die Botschaft der Barmherzigkeit ganz hoch bewertet, ist für Priesterratssprecher Padinger ein gutes Signal. „Ich hoffe, dass er diese Barmherzigkeit auch für jene Menschen aufbringt, die an den Idealen der Kirche gescheitert sind oder die sich schwer tun, mit den kirchlichen Vorgaben zu leben.“ Der Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen ist nur eines der Themen, um die es da geht. Dass der Papst mit Botschaften etwa im Bereich der Sexualmoral eine Sprache findet, die Menschen nicht vor den Kopf stößt, hofft Padinger auch. Die Rede vom „Teufel“ werde außerhalb der Kirche wohl kaum verstanden, fürchtet Padinger.