Kinder mit Down-Syndrom muss man fördern und ihnen etwas zutrauen. Das sagten auf der 5. Österreichischen Down-Syndrom-Tagung am Wochenende nicht nur Experten, sondern auch Pablo Pineda – der erste Mensch mit Down-Syndrom in Europa, der einen Uni-Abschluss machte.
„Weißt Du eigentlich, dass Du ein Mensch mit Down-Syndrom bist“, wurde der Spanier im Alter von acht oder neun Jahren gefragt. „Heißt das jetzt, dass ich nicht mehr zur Schule gehen darf?“, war die Gegenfrage des heute 41-Jährigen. „Natürlich kannst Du weiterhin zu Schule gehen“, war die Antwort von Prof. Miguel-López Melero, der dann zu Pinedas Mentor wurden. Dabei hatten schon seine Eltern viel für ihn getan: Sie haben ihn, der schon mit vier Jahren lesen lernte, wie ein „normales“ Kind erzogen. Pindea selbst betont vor allem die Bedeutung von Familie und Freunden, die auch für andere Menschen mit Down-Syndrom wichtig sind. Er hat das Lehramtsstudium erfolgreich abgeschlossen, hat Bücher geschrieben, als Lehrer gearbeitet, eine Fernsehsendung moderiert und im Film „Me too – Wer will schon normal sein?“ eine seinem Leben nachempfundene Rolle gespielt. Anderen Menschen mit Down-Syndrom rät er, ihr Anderssein mit Stolz zu zeigen und zu sagen, was sie der Gesellschaft alles geben können, und sich für die volle Teilhabe von Menschen mit Down-Syndrom einzusetzen. Letzteres funktioniere in Spanien sehr gut, sagt er.
Nachholbedarf
Dass es da in Österreich Nachholbedarf gibt, wurde bei der Down-Syndrom-Tagung in St. Virgil (Salzburg) betont. Unter den rund 500 Teilnehmer/innen waren auch 144 Kinder und Jugendliche mit dem besonderen Chromosomen-Merkmal. Der Verein „Down-Syndrom Österreich“ wird von Eltern getragen, die unter anderem kritisieren, dass es ab der neunten Schulstufe kein integratives Angebot mehr für die Kinder gibt und diese Jugendlichen oft auf Vorbehalte und Ablehnung stoßen, wenn sie einen Lehrplatz suchen.
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