Vor 50 Jahren, am 3. Juni 1963, starb Papst Johannes XXIII. Historische Bedeutung erlangte er durch die Einberufung des
„II. Vatikanischen Ökumenischen Konzils“.
Er blieb Zeit seines Lebens der „Bauer aus Bergamo“, ein wahrer Kontrast zu Pius XII., seinem asketischen Vorgänger auf dem Stuhl Petri. Rundlich, freundlich, bodenständig – strahlte er das Image eines guten Vaters aus, ob als Diplomat, als Patriarch von Venedig oder als Papst. Dabei hatte Angelo G. Roncalli durchaus auch andere Seiten: Er war theologisch topp ausgebildet in der damals vorherrschenden Scholastik, er war ein konsequenter und fleißiger Arbeiter und er war ein Mann, der Standpunkt und Mut bewies. Als Apostolischer Delegat für die Türkei und Griechenland lernte er nicht nur, mit dem laizistisch-religionsfeindlichen Kurs von Kemal Atatürk umzugehen, es gelang ihm auch, Tausende Juden mit angeblichen Taufbescheinigungen zu retten. Als er am 28. Oktober 1958 im 11. Wahlgang zum Papst gewählt wurde, zeigten sich viele Beobachter enttäuscht, denn diesem Übergangspapst traute niemand jenen „Großen Ruck“ zu, den viele in der Kirche damals immer drängender erwarteten.
Er ließ es zu
Als Johannes XXIII. dann, wenige Wochen später, am 25. Jänner 1959, in der Abtei St. Paul vor den Mauern die Abhaltung einer Römischen Diözesansynode und eines „Ökumenischen Konzils“ ankündigte, war das Erstaunen, vielleicht sogar Befremden, groß. Sogar der offizielle L’Osservatore berichtete davon erst auf der dritten Seite. Seine weiteren Weichenstellungen für das Konzil waren durchaus „traditionell“; die Vertreter der römischen Schultheologie hatten in allen Kommissionen das Sagen. Lediglich in der Ökumene und in der Judenfrage machte der Papst Veränderungswünsche deutlich. Und er wollte eine „pastorale Kirche“, die das Evangelium in der Sprache der Menschen verkündet und das Leben mit ihnen teilt. „Aggiornamento“ nannte er das – und ließ es im Vertrauen auf Gottes Geist zu, dass die Bischöfe der Welt es zu ihrem Konzil machten und die Fenster und Türen öffneten.
Die Zehn Gebote der Gelassenheit
Die nachstehenden „10 Gebote der Gelassenheit“ werden Papst Johannes XXIII. zugeschrieben. Leitsätze davon finden sich auch im „Geistlichen Tagebuch“ von Angelo Roncalli und in seinen „Briefen an die Familie.“ Dazu passt auch folgende Geschichte: Als ein neuer Bischof zum Papst kam und darüber klagte, wie schwer ihn die Bürde des Amtes drücke, sagte dieser: „Auch ich konnte in den ersten Wochen meines Pontifikats keinen Schlaf finden. Aber dann sah ich einmal im Wachtraum meinen Schutzengel, der mir zuraunte: ,Giovanni, nimm dich nicht so wichtig.‘ Seither schlafe ich wieder gut.“
1. Leben
Nur für heute werde ich mich bemühen, einfach den Tag zu erleben – ohne alle Probleme meines Lebens auf einmal lösen zu wollen.
2. Sorgfalt
Nur für heute werde ich größten Wert auf mein Auftreten legen und vornehm sein in meinem Verhalten: Ich werde niemanden kritisieren; ja ich werde nicht danach streben, die anderen zu korrigieren oder zu verbessern ... nur mich selbst.
3. Glück
Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein, dass ich für das Glück geschaffen bin – nicht nur für die anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Realismus
Nur für heute werde ich mich an die Umstände anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich an meine Wünsche anpassen.
5. Lesen
Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer guten Lektüre widmen. Wie die Nahrung für das Leben des Leibes notwendig ist, ist die gute Lektüre notwendig für das Leben der Seele.
6. Handeln
Nur für heute werde ich eine gute Tat vollbringen – und ich werde es niemandem erzählen.
7. Überwinden
Nur für heute werde ich etwas tun, wozu ich keine Lust habe. Sollte ich mich in meinen Gedanken beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass niemand es merkt.
8. Planen
Nur für heute werde ich ein genaues Programm aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran, aber ich werde es aufsetzen. Und ich werde mich vor zwei Übeln hüten: vor der Hetze und vor der Unentschlossenheit.
9. Mut
Nur für heute werde ich keine Angst haben – und mich an allem freuen, was schön ist. Und ich werde an die Güte glauben.
10. Vertrauen
Nur für heute werde ich fest daran glauben – selbst wenn die Umstände das Gegenteil zeigen sollten –, dass die gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
Nimm dir nicht zu viel vor. Es genügt die friedliche, ruhige Suche nach dem Guten an jedem Tag, zu jeder Stunde, und ohne Übertreibung und mit Geduld.