Josef Habringer arbeitet seit 25 Jahren im Kirchenmusik-Referat. Im September ist damit Schluss. Wie kaum ein anderer hat er die Chorlandschaft zum Erblühen gebracht. Und dabei gesehen, welcher Faktor noch viel wichtiger ist als musikalische Perfektion.
Ausgabe: 2014/24, Josef Habringer, Altersteilzeit, Kirchenmusik, Domorganist, Gottesdienst, Chor, Singen
12.06.2014 - Elisabeth Leitner
Josef „Josi“ Habringer geht in Altersteilzeit und gibt die Leitung des Kirchenmusik-Referats ab. Der Musikwelt bleibt er als Domkapellmeister, Chorleiter und Sänger weiterhin erhalten. „Die Dommusik mache ich irrsinnig gerne!“, erzählt Habringer – und das, obwohl er immer dann zu arbeiten hat, wenn andere „Feierabend machen“. Für jeden Sonn- und Feiertag organisiert er die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes im Mariendom. Oft sieht man ihn singend, dirigierend oder lesend im Altarraum stehen. Leidenschaftlich gern spielt der begeisterte Musiker und Theologe Tennis und liest, wenn es die Zeit erlaubt.
Einsatzort: Pfarre
Habringer telefoniert. Ein Einführungstag wird geplant. Sein Kollege spielt im Nebenraum ein paar Takte am Klavier. Der Raum atmet Musik. Habringer war als Diözesanverantwortlicher für die Erstellung des neuen Gotteslobs zuständig. Viel Energie und Zeit steckt das Team nun auch in die praktische Einführung des neuen Gotteslobs in den Pfarren. An die 100 Mal ist das Kirchenmusik-Referat bis Anfang Juni zum Einsatz gekommen, um das neue Liedgut in kirchlichen Einrichtungen bekannt zu machen. Habringer hofft, dass das neue Gesang- und Gebetbuch wieder mehr dazu einlädt, die Stimme zu erheben. Die Fähigkeit zu singen verkümmert immer mehr, bedauert Habringer. „Kirche ist oft der einzige Ort, an dem noch gesungen wird. Dabei tut Singen dem Menschen gut. Es ist heilsam, gesundheitsfördernd und stiftet Gemeinschaft – siehe Fußballplatz“, sagt er schmunzelnd mit Blick auf die kommende Fußball-WM. Nicht nur das Liedgut des neuen Gotteslobs wird durch das Kirchenmusik-Referat unter das Volk gebracht: Mehr als 30-mal im Jahr wird in Pfarren und Bildungshäusern ein Abend veranstaltet, um Chorliteratur bekannt zu machen oder Sänger/innen und Kantor/innen zu schulen. Ein Höhepunkt ist für Habringer die alljährliche Singwoche mit an die 150 Teilnehmer/innen. „Das ist eine Woche zum Auftanken: mit Musik und spirituellen Impulsen“, berichtet Habringer, der neben dem Domchor noch das Collegium Vocale und die „Voices“ leitet.
Ohne Musik – kein Gottesdienst
Musik im Gottesdienst ist unverzichtbar. Sie ist Ausdruck des Lebens- und Glaubensgefühls und vermittelt Festlichkeit. „Musik öffnet uns zudem hin und wieder ein Fenster in die Welt, die hinter der unmittelbar erfahrbaren Welt liegt“, meint Josi Habringer. Musik kann – etwa bei Begräbnissen – tröstlich und heilsam sein. „Wenn Worte versagen, ist Musik, die die Menschen berührt und stimmig ist, wie ein Fenster in den Himmel.“ Stimmig heißt: dem Anlass entsprechend. Es geht nicht um die perfekte musikalische Gestaltung, sondern um Begeisterung: „Wenn bei der Erstkommunion ein neuer Erstkommunionchor singt, zählt die Freude, mit der das Fest musikalisch gestaltet wird, auch wenn vielleicht qualitativ etwas auf der Strecke bleibt.“
Chorleiter/innen gesucht
Im Kirchenmusik-Büro klingelt wieder das Telefon. Ein Chorleiter braucht neue Literatur. Ob ihm hier jemand weiterhelfen könne? – Klar, denn genau dafür ist Habringers Abteilung zuständig: Chorleiter/innen, Organist/innen und Kantor/innen bekommen hier Anregungen und Tipps für die Gestaltung des nächsten Gottesdienstes. Ein großes Notenarchiv steht zur Verfügung. Dass interessierte Musiker/innen eine Ausbildung im Diözesankonserveratorium erhalten können, bezeichnet Habringer als Segen. Er unterrichtet dort u.a. Stimmbildung und Chorleitung. Nur eines kann er nicht: Chorleiter/innen und Organist/innen aus dem Hut zaubern. „Hier braucht es mehr Offenheit, junge Musiker in den Pfarren anzusprechen und eventuell mit Musikschulen zusammenzuarbeiten“, versucht Habringer neue Wege anzudenken.