Der oberösterreichische Skispringer Michael Hayböck lässt mit Top-Ergebnissen aufhorchen. Ein Gespräch über Geduld, Geschwisterrivalität und das erste große Preisgeld.
Ausgabe: 2014/52, Michael Hayböck, Stefan, Alexander, Lillehammer, Engelberg, Olympia
22.12.2014 - Interview: Paul Stütz
Letzte Saison gelang dem 23-Jährigen aus Kirchberg-Thening mit der Silbermedaille im olympischen Teamspringen der bisher größte Erfolg, heuer folgten vier dritte Plätze in Lillehammer und in Engelberg. Michael Hayböck ist der mit Abstand erfolgreichste aktive Wintersportler Oberösterreichs und zählt zum engeren Favoritenkreis bei der Vierschanzentournee. Mitten in der Saison folgt Springen auf Springen, Hayböck ist ständig auf Achse. Auf der Fahrt zum Springen im schweizerischen Engelberg erreichte ihn die KirchenZeitung.
Sie sind seit der letzten Saison auf der Erfolgsspur. Gab es den bestimmten Zeitpunkt im Training, als Sie gemerkt haben: Jetzt geht der Knopf auf? Michael Hayböck: Das ist schwer zu sagen, es war ein Entwicklungsprozess, das ist sicher nicht von heute auf morgen gegangen. Es hat sich über den letzten Winter entwickelt und über den Sommer ist es so weitergegangen, ich habe es stabilisieren können.
Vergangene Saison war auch das Jahr, in dem Ihr Teamkollege Thomas Morgenstern zwei Mal schlimm stürzte. Wie verarbeitet man das? Ich für meinen Teil schaffe es, das auszublenden. Was alles passieren könnte, darüber denke ich nicht nach.
Was ist die wichtigste Station für Sie in dieser Saison: WM, Vierschanzentournee oder der Kulm? Das erste Highlight, auf das man schaut, ist sicher die Vierschanzentournee, und danach die Weltmeisterschaft. Die stehen noch über dem Kulm, aber auch dort wird es besonders sein. Die Schanze ist umgebaut, es soll sehr weit gehen und es wird viel heimisches Publikum dort sein.
Ihr älterer Bruder Stefan hat letzten Winter seine Karriere beendet. Sie sind erfolgreicher als er. Gibt es da eine spezielle Geschwisterrivalität? Stefan und ich haben uns immer gegenseitig unterstützt. Einen richtigen Machtkampf hat es nicht gegeben, auch weil wir vom Alter so weit getrennt sind, dass wir in den Jugendklassen nie in der gleichen Altersgruppe gesprungen sind.
Besinnlicher Advent wird für Sie nicht möglich sein. Was gibt Ihnen Kraft? Immer wenn ich nach Hause komme oder wenn ich meine Freundin sehe, gibt es mir Kraft. Bestimmte Rituale habe ich nicht.
Sie haben heuer schon ordentlich Preisgeld verdient. Wie gehen Sie damit um? Ich bin nicht der, der mit dem Preisgeld gleich einen Großeinkauf macht. Es gibt ja ein Leben nach dem Sport. Ich bin da schon einer von der Erziehung her, der sich das anspart. Es gibt Sachen, die ich mir später leisten möchte, ein eigenes Haus oder so. Ich werde sicher nicht alles gleich rausschmeißen, andererseits vergönne ich mir gern was oder gebe eine Runde aus.
Hat das Preisgeld Ihr Geschenk-Verhalten zu Weihnachten beeinflusst? Ja, ein bisschen vielleicht.
Wie verbringen Sie Weihnachten? Zu Hause in Kirchberg-Thening, wie jedes Jahr im Kreis der Familie.
Wenn Sie nach Hause kommen nach Kirchberg-Thening oder Linz, werden Sie schon oft angesprochen? In Linz eigentlich nicht. So viele erkennen mich nicht, weil wir Springer im Fernsehen oft nur mit Helm zu sehen sind. Den Kontakt mit den Fans habe ich vor allem bei der Schanze gerne und bin froh darüber. Ständig auf der Straße erkannt zu werden, würde ich mir nicht wünschen. In Kirchberg-Thening sprechen mich die Leute an, wenn ich in die Kirche gehe, was ich nach wie vor zu Hause mache. Da kommt es eigentlich immer vor, dass mir jemand zu vergangenen Erfolgen gratuliert oder alles Gute wünscht.
Sie sprechen den Messbesuch an: Wie wichtig sind Ihnen die Kirche und der Glaube? Das ist mir schon wichtig, ich bin damit aufgewachsen. Wenn ich zu Hause bin, gehe ich mit meinen Eltern in die Kirche. Obwohl ich finde, dass man, um gläubig zu sein, nicht in die Kirche gehen muss.
Schauen Sie gerne auf die Weltcup-Wertung, wo Sie derzeit vorne mitmischen, oder versuchen Sie den Blick zu vermeiden? Es ist vor allem ein Ansporn: Bester Österreicher war ich nie, vorher war ich in meiner Karriere weit weg davon, natürlich schaue ich gerne hin. Es ist eine Momentaufnahme. Es waren sieben Springen und es kommen noch 27 Einzelspringen. Das gibt mir Kraft und bestätigt mich, dass ich auf einem sehr guten Weg bin.
Der erste Sieg ist Ihr Ziel in dieser Saison? Das ist sicher das ganz große Ziel, aber ich muss geduldig sein, ich muss einfach weitermachen wie bisher. Ich bin davon überzeugt, dass es irgendwann passen wird. Ich will es nicht erzwingen, man muss es erwarten können.
Die Skispringerfamilie
Michael Hayböck (23) stammt aus Kirchberg-Thening. Sein Heimatverein ist der UVB Hinzenbach. Die Skisprungbegeisterung teilt er mit seiner Brüdern. Michaels älterer Bruder Stefan (25) beendete seine Karriere erst nach der vorigen Saison, Alexander (19) springt noch in der Juniorenklasse.