Der Pfarrsaal ist voll. Kabarett steht heute auf dem Programm. Auf der Bühne eine Frau, die den ganzen Saal unterhält. Sie hält dem Publikum den Spiegel vor – und alle lachen herzhaft. Kabarettistinnen in der Kirche sind im Kommen. Lydia Neunhäuserer ist eine davon.
Ausgabe: 2017/08, Kabarett, Pfarren, Humor
21.02.2017 - Elisabeth Leitner
„Wir verdienen weniger als die Männer und zahlen mehr beim Friseur“, schnaubt die als Ärztin verkleidete Lydia Neunhäuserer auf der Bühne und schaut keck ins Publikum. Die ungerechte Verteilung der meist unbezahlten Hausarbeit, die schlechtere Bezahlung von Frauen im Beruf, Ungerechtigkeiten bei Jobchancen – auch in der Kirche –, das alles macht sie zum Thema. Mit Witz und Charme serviert, können die Leute im Saal darüber lachen. Dass es Kapellmeisterinnen gibt, aber keine Priesterinnen, wird von ihr in einem neuen Lied auf der Bühne besungen – ohne selbst dieses Amt je anstreben zu wollen, „aber Ministrantin wäre ich gerne geworden und hab’ damals nicht dürfen“, erinnert sie sich an ihre Kindheit zurück. Aber Jammern ist nicht ihre Mission. Vielmehr hält sie dem Publikum einen Spiegel vor. Lydia Neunhäuserer macht Kabarett und Lesungen. Sie nennt ihre Abende „Kabalesungen“, ihr Motto lautet: „Lachen ist ansteckend. Impfen schützt!“. Begonnen hat sie vor Jahren mit Mundart-Lesungen, bald kam das Bedürfnis, auf der Bühne mehr aus sich herauszugehen und mit dem Publikum direkter in Kontakt zu treten. Ihre Veranstaltungen bietet sie nun im pfarrlich-kirchlichen Bereich an. Für das Katholische Bildungswerk oder die Katholische Frauenbewegung zum Beispiel. Da fällt ihr gleich etwas dazu ein: „Der Kuchen, den ich am Vorabend selber backe, für den muss ich am nächsten Tag beim Pfarrbuffet bezahlen – das gibt’s nur bei der kfb!“, bringt sie eine aktuelle Pointe und lacht. Und mit ihr meist der ganze Saal. Einmal ausgesprochen, erleichtert es die Seele – und das Publikum kann darüber schmunzeln. Das Spannende beim Kabarett ist, dass sie nie weiß, was herauskommt.Themen und Pointen überlegt sie sich zwar im Vorfeld, wie das Publikum darauf reagiert, das lässt sich nicht planen: „Ich bin oft selbst erstaunt!“, gesteht sie und schüttelt den Kopf über sich. Sie kann herzhaft über sich selbst lachen – und das ist ansteckend.
Sie ist eine Ente
Männer tun sich manchmal schwerer, über Frauen auf der Bühne zu lachen, als das weibliche Geschlecht, hat sie den Eindruck. Das bedeutet: Frauen müssen sich noch mehr anstrengen, um gut anzukommen. – Kabarett ist für sie Abenteuer: „Ich brauche diesen Nervenkitzel“, sagt sie. Und das, obwohl sie kurz vor dem Auftritt mit sich ringt und sich fragt, warum sie sich das wieder antut. Eines ist ihr dabei wichtig: die Selbsterkenntnis, eine Ente zu sein. Das entlastet sie: „Ich bin kein Gepard, kein Adler. Ich bin eine Ente.“ Sie kann ein bisschen schwimmen, fliegen und watscheln. Ihre Vielfalt, ihre Buntheit zeichnet sie aus. – Mit dieser Gelassenheit geht sie einmal wöchentlich auf die Bühne. Erfolgreich, wie ihr voller Terminkalender zeigt. «
Die Zwettler Bet(t)weiba sind längst kein Geheimtipp mehr. Ihre Herkunft – ein kirchliches Umfeld – verleugnen die Frauen nicht, sondern bauen ihre Erfahrungen als Frauen in Kirche und Gesellschaft mit Gesang, Witz und Humor in ihr Programm ein. Da kann es schon vorkommen, dass Litaneien gesungen und Prozessionen gemacht werden. Am 26. Februar sind die Zwettler Bet(t)weiba, bestehend aus Magda Froschauer, Gerda Schwarz und Elisabeth Mühlböck, in Asten zu erleben.
„A lustige Eicht“, am So., 26. 2., um 15 Uhr im Raffelstettnerhof in Asten.
Weltweiber
Humorvolle, spitze Szenen, dazu eine Portion Musik: das erwartet Zuseher/innen bei einem Besuch der „Weltweiber“. Ihr aktuelles Programm trägt den Titel: „Tua da koan Zwang an“. Denn die Weltweiber finden, dass es genug gesellschaftliche Zwänge gibt, da schadet ein wenig Freiheit nicht. Die Frauenkabarettgruppe will mit ihren Themen aufrütteln und dem Publikum den Spiegel vorhalten. Mitspielerinnen sind: Mercedes Falkner, Sandra Ratzenböck, Mathilde Leitner, Christine Reiter, Maria Schörgenhuber, Johanna Wögerbauer, Vroni Zeller, Margit Schwerrer. Der nächste Kabarettabend (nur) für Frauen ist am 10. März im Pfarrzentrum Leonding-Hart.