Zum Welttag der Frauen am 8. März muntert die Tanz- und Bewegungstherapeutin Annette Kiehas alle Frauen auf, sich mit dem eigenen Körperbild auseinanderzusetzen, denn im Körper spiegelt sich die Persönlichkeit wider.
Ausgabe: 10/2017
07.03.2017 - Brigitta Hasch
Jeder Körper hat seine eigene Prägung, jeder Gang unterscheidet sich vom Gang anderer, ebenso wie die Gestik, die Mimik und die Stimme. „Im Laufe des Lebens entstehen bei jedem Menschen ganz individuelle Muster. Zum einen schauen wir uns viel ab, etwa von den Eltern. Unser Körper ist aber immer auch Ausdruck des Erlebten und des Selbstbewusstseins“, ist Annette Kiehas überzeugt, „dabei hat sogar jeder Körperteil seine physische Entsprechung.“ Die Füße zum Beispiel zeigen einen starken oder schwachen Auftritt und Standpunkt. Eine leise Stimme kann daher kommen, dass man in der Kindheit oft ein „Sei still!“ hinnehmen musste. Schwache Hände zeigen Handlungsbedarf.
Selbstwert entfalten
In ihren Seminaren unterstützt Annette Kiehas die Frauen dabei, durch Tanz zu einem „gesunden Ich“ zu kommen. „Tanzen lässt Gefühle und Emotionen leichter zu, die körperliche Beweglichkeit führt oft auch zu einer geistigen Entfaltung. In der Folge sind dann Veränderung und Entwicklung möglich“, erklärt die Therapeutin. Über die Körperwahrnehmung beim Tanzen gelangt man zur Selbstwahrnehmung. Kiehas nennt es eine Bewegung zur Seele. Gefühlsausbrüche wie Wut oder Tränen sind hier durchaus möglich und auch erlaubt. „In so einer Situation möchte ich die Frauen aber nicht alleine lassen, ich möchte sie mit Gesprächen begleiten.“ Daher hat Annette Kiehas nicht nur eine sportliche, sondern auch eine therapeutische Ausbildung absolviert.
Raum nehmen
Um sich verändern zu können, muss man sich zunächst die Frage: „Wo möchte ich hin?“, beantworten. Veränderungen brauchen zudem oft Raum, einfach Platz für sich selbst. „Gerade Frauen neigen dazu, alles zu nahe an sich heranzulassen. Sie sind regelrecht unsicher, wenn sie sich einmal Raum nehmen. Sie fragen sich, ob sie das überhaupt dürfen“, erzählt die Therapeutin aus ihrer Erfahrung. Sie möchte über den Tanz aber nur Impulse geben. Die persönlichen Veränderungen müssen dann in Selbstverantwortung geschehen.
Rollen als Überlebensstrategie
Frauen definieren sich oft über ihre Arbeit oder ihre Rolle in der Familie. „Ich sehe es als Art Schutzmechanismus und es ist prinzipiell ja nicht schlecht. Aber wo bleibt dabei unser Wesenskern und wie geht es uns dabei?“, fragt Kiehas. „Es geht mir gut, sagt für mich wenig aus. Frauen möchten doch gerne kraftvoll und lebendig sein. Also, geht es mir nur gut, oder schon freudig und stark?“
Körpersprache entwickeln
Bewegung kann viel Spannung und Gehemmtheit lösen und zu einem starken Ausdruck führen. „Mit Tanz können wir unseren Selbstwert entdecken und zu einer inneren Ruhe kommen.“ Annette Kiehas setzt in ihren Kursen ganz unterschiedliche Rhythmen und Musikstile ein. Je nachdem, wie die Stimmung in der Gruppe ist, tanzen die Frauen zu Klassik von Mozart, irischen Klängen, kraftvollen Frauenstimmen oder Beat – Hauptsache, es geht unter die Haut.
Geduld
Veränderung ist ein Prozess und es braucht Zeit und Aufmerksamkeit für die Integration. „Richten Sie den Fokus aufs Wesentliche: Wohin will ich?“, rät Kiehas.