An den Berichten, die das Pfarrressort der KirchenZeitung erreichen, ist es unübersehbar: Der Einsatz für die Flüchtlinge bringt Schwung in die Pfarren.
Für Pfarrer P. Nikolaus Thiel von Wartberg an der Krems gab es nichts zu überlegen: Wenn Asylwerber in die Gemeinde kommen, dann helfen er und die Pfarre mit. So hat er gleich den Grundsatzartikel für eine Sonderzeitung beigesteuert, als im Sommer 2014 im Ort 30 Flüchtlinge ankamen. Wie überall gab es Ängste, Sorgen und Vorurteile. P. Nikolaus stellte klar: „Solidarität und Verpflichtung zum Teilen sind für mich keine ‚Fleißaufgabe‘ für besonders Fromme. Vielmehr wird an unserer Bereitschaft zur Nächstenliebe sichtbar, dass wir uns zu Recht mit dem Namen ‚Christ‘ schmücken.“ Inzwischen gibt es intensive Beziehungen zwischen den Bewohner/innen des Caritas-Flüchtlingshauses und der Wartberger Bevölkerung. Erst vor zwei Wochen beim Erntedankfest haben die Flüchtlinge kräftig mit angepackt: beim Tische aufstellen, bei der Ausschank und beim Zusammenräumen. Aufmerksamkeit erregen sie, weil sie die traditionelle Speisekarte des Pfarrfestes mit einem vegetarischen Gericht bereichert haben. Sie boten Falafel, frittierte Kichererbsenbällchen an. Falafel sind im ganzen arabischen Raum als Imbiss an jeder Straßenecke zu finden und auch als Vorspeise sehr beliebt. Nach anfänglicher Zurückhaltung fand die Köstlichkeit bald guten Anklang, erzählt ein Besucher des Pfarrfestes. „Viele, die sich in der Pfarre engagieren, sind auch in der Plattform ‚Vielfalt für Wartberg‘ aktiv“, sagt P. Nikolaus: „Die Aufmerksamkeit für die Asylwerber hat unseren Blick geweitet, es tut uns als Pfarre gut, es tut uns als Gemeinschaft in der Gemeinde gut.“
Sattledt: Plötzlich waren Asylwerber da
Vor genau einem Jahr bezogen 40 Flüchtlinge, Syrer und Afrikaner, in einem ehemaligen Hotel in Sattledt Quartier. Für die meisten Stattledter passierte das überraschend. „Es hat vorher kaum Infos gegeben“, erzählt Wolfgang Federmair, der sich in der Pfarre Sattledt engagiert. Für ihn ist diese Vorgangsweise aber kein Nachteil: „Wir waren einfach damit konfrontiert, dass sie da sind.“ Der Bürgermeister stellte sich in einer Aussendung klar hinter die Sache. Als die afrikanischen Flüchtlinge barfuß durch den Ort liefen, dauerte es nicht lange, bis Schuhe gespendet wurden. Viele in der Sattledter Bevölkerung fühlen sich nun für die neuen Nachbarn verantwortlich. Bald aber stellte sich heraus, dass es noch wichtiger ist, Zeit zu spenden. Es gibt ehrenamtliche organisierte Deutschkurse. Flüchtlinge und Alteingesessene treffen sich zum Fußballspielen oder gehen gemeinsam Laufen. Die Pfarre Sattledt stellte den Pfarrhof-Garten für die Flüchtlinge zur Verfügung. Diese können nun für ihren Eigenbedarf Gemüse anbauen. Jene Menschen, die Flüchtlinge unterstützen, sind in Sattledt tonangebend, die Kritik bleibt in den Hinterzimmern, meint Wolfgang Federmair. Er sagt, dass er auf Sattledt und auf Österreich insgesamt stolz ist: „Die Zivilgesellschaft hat es verstanden, sich zu organisieren.“
Altmünster: Einsatz kein Strohfeuer
Dass der Einsatz für Asylwerber kein Strohfeuer ist, das in der ersten Begeisterung hell aufflackert und dann wieder verlischt, zeigt das Beispiel Altmünster. Seit drei Jahren betreut eine überparteiliche Plattform, zu deren Gründern Pfarrer Franz Benezeder gehört, Dutzende Asylwerber. „Die Unterstützung läuft sehr konsequent und mit großer Treue“, sagt Pfarrer Benezeder. Noch immer melden sich neue Leute zur Mitarbeit. „Es ist ein schönes Zusammenwachsen, neue Brücken entstanden. Ich treffe in der Plattform auf Menschen, die ich nicht gekannt habe, weil sie nicht aus dem Umfeld der Pfarre kommen.“ Er freut sich, dass die armenischen Christen, die in Altmünster wohnen, regelmäßig zum Gottesdienst kommen. „Wenn es in der Pfarre etwas zum Arbeiten gibt, dann helfen alle mit. Da gibt es keinen Unterschied zwischen Christen und Muslimen.“