Als österreichische Hilfsorganisation ermöglicht „Jugend Eine Welt“ seit 20 Jahren Kindern aus ärmsten Verhältnissen schulische und berufliche Bildung. Am 12. Mai wird dieses Jubiläum im Wiener Don-Bosco-Haus gefeiert. Geschäftsführer Reinhard Heiserer erinnert sich an die Gründungszeit.
Ausgabe: 2017/19, Jugend Eine Welt, Jubiläum
09.05.2017 - Susanne Huber
Wenn Sie 20 Jahre zurückdenken – wie entstand die Idee, „Jugend Eine Welt“ zu gründen?
Reinhard Heiserer: In den 90ern war ich viereinhalb Jahre als Entwicklungshelfer in Ecuador und half in einem Don-Bosco-Straßenkinderprojekt der Salesianer mit. Ich war von deren Arbeit dort begeistert. Nach meiner Rückkehr lernte ich ein paar Leute kennen – andere Entwicklunghelfer, Volontäre, Freunde Don Boscos, darunter auch meine heutige Frau –, die ähnliche Erfahrungen gemacht hatten wie ich. Wir waren uns einig, dass diese tollen Projekte auch in Österreich mehr beleuchtet gehören. Don Bosco war hier damals bekannt als Pfarr- und Schulorden; aber dieses weltweite Netzwerk in 132 Ländern mit hunderten Berufsausbildungszentren, das stand in jener Zeit nicht im Fokus.
Das hat sich im Laufe der Jahre verändert ...
Reinhard Heiserer: Diese Kerngruppe von 12 Leuten setzte sich dann mit den Salesianern zusammen und im Juni 1997 gründeten wir „Jugend Eine Welt“. Seither ermöglicht der Verein Freiwilligeneinsätze im Ausland; wir fördern Sozialbildungs- und Kinderprojekte als Schwerpunkt, um jungen Menschen eine Zukunft zu geben; wir leisten entwicklungspolitische Bildungsarbeit in Österreich, wie zum Beispiel die Organisation der Kampagne „Tag der Straßenkinder“; und wir engagieren uns im Bereich faire Geldanlagen. Speziell ist, dass „Jugend Eine Welt“ zwar eng mit dem Orden zusammenarbeitet, wir aber seit Beginn nicht Teil des Ordens sind. Das bedeutet, das, was wir tun, wird mit den Mitteln gefördert, die wir selber sammeln – von Spendern, von Freunden, von Fördergebern. Ihnen bin ich sehr dankbar, insgesamt sind seit der Vereinsgründung 70 Millionen Euro gespendet worden.
Haben sich eure Ziele im Laufe der Jahre verändert?
Reinhard Heiserer: Kernaufgabe ist, den Partnern der Don-Bosco-Entwicklungszusammenarbeit vor Ort Rückhalt zu geben, Brücke zu sein zu den Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika, denen wir seit der Gründung in 2700 Projekten zur Seite gestanden sind; Plattform und Drehscheibe zu sein für Menschen, die ein Jahr oder weniger ihrer Zeit in Auslandseinsätzen schenken; Ermöglicher zu sein für Geldflüsse. Das ist auch heute noch wesentlich. Was sich mehr und mehr herauskristallisiert hat ist der konkrete Einsatz für Strukturen, für Rahmenbedingungen für entwicklungspolitische Arbeit. Themen wie fairer Handel, Ausbeutung, Ursachen für Migration, Bildung – alle diese Dinge heißt es laufend zu fokussieren. Und da müssen wir politisch mit aktiv sein mit all den anderen Organisationen, die sich für diese Bereiche einsetzen. Das bewegt uns weniger sichtbar, ist aber genauso wichtig.
Was fasziniert Sie persönlich an dem katholischen Priester und Ordensgründer Don Bosco?
Reinhard Heiserer: Don Bosco sagt „Für die Jugend gehe ich bis an die Grenzen der Verwegenheit“. Das ist etwas, das ich für mich mehr in Anspruch nehme als „Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeiffen lassen“, was ja der Haupt-Don-Bosco-Spruch ist. Es gibt auch das tolle Don-Bosco-Musical, das in Hartberg 2015 Premiere hatte; darin kommt das Lied vor „In dir steckt mehr drin, als du denkst“. Das gefällt mir persönlich am besten, weil es diese Überwindung vom Raunzertum, vom „ich kann ja nicht“, hin zum Mutmachen zeigt – bei aller Schwierigkeit, die wir haben. «