Früher war sie auch von der A1 gut sichtbar: die Autobahnkirche Haid. Bauten und Pflanzen haben im Lauf der Jahre den Blick auf eine in Österreich einzigartige Kirche verstellt.
Auf der KIZ-Reise durch Oberösterreich, um Kirchenbauten nach 1948 vorzustellen, ist unsere nächste Station Haid-Ansfelden. In der Kirchenstraße steht ein Gebäude, das an eine Pyramide erinnert, daneben ein weithin sichtbarer Glockenturm: die Autobahnkirche Haid – ein Siegerprojekt der Architekten Schmutzer und Krawina. Ein eigenwilliges Vorhaben, das allerdings in einigen Punkten vom ursprünglichen Entwurf aus Kostengründen abweichen musste – sehr zum Missfallen des damaligen Architektenteams.
Gelungenes Novum
Die Kirche erhielt dennoch gute Kritiken und wurde als „erfreuliches, gelungenes und nachahmenswertes Novum“ bezeichnet. Sie machte durch ungewöhnliche Proportionen auf sich aufmerksam: Über einem 4,5 m hohen quadratischen Quader mit über dreißig Meter Seitenlänge baut sich ein zwanzig Meter hohes, als Faltwerk ausgebildetes Stahlbetondach in Form eines Tetraeders auf. 83 Tonnen Stahlbeton verschlang der Bau.Gedacht als „Drive-in“-Kirche, die auch Vorbeifahrende zur meditativen Rast einlädt, hat sie seit ihrer Fertigstellung im Jahr 1964 einen inneren und äußeren Wandel durchgemacht. Das Konzept „Kirche kennen lernen im Vorbeifahren“ hat sich nicht durchgesetzt. Stattdessen entwickelte sich eine kleine, lebendige Kerngemeinde (ca. 350 Kirchenbesucher/innen). Der Kirchenraum in seiner heutigen Gestalt ist Ergebnis eines Wettbewerbs zur Umgestaltung Mitte der 90-er Jahre. Zwei Projekte standen damals zur Auswahl, durchgesetzt hat sich bei der Pfarrgemeinde ein Projekt des Architekten Helmut Werthgarner. Dieser stellt den Altarraum ins Zentrum und bleibt in der dominierenden Raumachse. Die Sitzbänke werden in Kreisform in drei Blöcken rund um den Altar positioniert, Chor und Orgel befinden sich auf der Altarinsel hinter dem Altar.
Zwar wurde der Rückgriff auf die barocke Kirchenraumgestaltung von Fachleuten kritisiert, fand aber bei der Pfarrbevölkerung sofort Zustimmung. Der Vorschlag des Architekten Helmut Hempel, der den Kirchenraum multifunktional konzipiert hatte mit flexibler Bestuhlung, überzeugte die Pfarre nicht.
Komm her zu mir!
Die Pfarrgemeinde ist mit der Gestaltung des Kirchenraumes zufrieden. Die Akzeptanz der Kirche sei seit der Umgestaltung gestiegen, berichten die Interviewpartner: Der Raum strahle eine helle, freundliche Atmosphäre aus und lade zum Feiern ein. „Die Feier der Liturgie ist in unserer Kirche gut möglich. Die Mitfeiernden sind relativ nah beim Altar“, hebt Pfarrer Josef Pichler die Vorzüge des Umbaus hervor. Die Deckengestaltung mit Holzpaneelen verstärke den Eindruck, im „Zelt Gottes“ versammelt zu sein. „Es ist, als würde einer dort stehen und sagen: ‚Komm her zu mir!‘“, so beschreibt Helmi Obermayr den Kirchenraum mit Blick auf den Altar.
Hinweis: Die nächste moderne Kirchenroas bieten wir Mitte September an. In KIZ-Nummer 37 stellen wir die Pfarrkirche Puchenau vor.
Sakralraum
Kirchenbau
Die Publikation „Sakralraum im Umbruch“ ist der vierte Band der Reihe „Kirchenbau“ von Dr. Conrad Lienhardt. Erstmals werden in einem Katalog 40 Kirchenbauten in Oberösterreich nach 1948 vorgestellt. Begleitend zum Katalog wird im neuen „Haus der Architektur“ in Linz eine Ausstellung angeboten (15. Jänner 2004).