Die Kirche verstärkt ihr Engagement bei Flüchtlingsquartieren und hat „Diözesane Koordinatoren für Flüchtlingsunterbringung“ bestellt. Für Oberösterreich zuständig ist Hans Schwarzbauer-Haupt, der die Flüchtlings- und Migrant/innenhilfe der Caritas aufgebaut hat. Er gab der KirchenZeitung ein erstes Interview.
Ausgabe: 2015/28, Schwarzbauer-Haupt, Flüchtlingsunterbringung, Kirche, Krieg
07.07.2015 - Paul Stütz
Der katholischen Kirche wird oft der Pauschalvorwurf gemacht, zu wenig Quartiere bereitzustellen. Was halten Sie dem entgegen? Hans Schwarzbauer-Haupt: Derzeit (Stand 1. Juli) werden in rund 50 kirchlichen Quartieren, darunter 20 Pfarren und Klöster bzw. Ordensgemeinschaften, in Oberösterreich rund 1200 Asylsuchende betreut, von Caritas oder Volkshilfe. Dazu kommen einige Pfarren sowie Ordensgemeinschaften, die Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge zur Verfügung gestellt haben. Die Caritas betreut derzeit insgesamt 2378 Asylwerberinnen und Asylwerber in Oberösterreich – einen Teil davon in eigenen Quartieren. Das Engagement betrifft aber nicht nur die Quartiere. So halten Freiwillige an vielen Orten Deutschkurse für Flüchtlinge ab.
Welche Eindrücke haben Sie in den Gemeinden und Pfarren? Überwiegt die Hilfsbereitschaft oder die ablehnende Haltung gegenüber Flüchtlingen? Schwarzbauer-Haupt: Während der Kriege im ehemaligen Jugoslawien war die Hilfsbereitschaft der Pfarren sehr groß. Wenn ich zurückschaue auf die letzten 25 Jahre, ist für mich klar, dass eins gleichbleibt: Es gibt eine Vielzahl an ehrenamtlich Engagierten für die Flüchtlinge in den Pfarren. Ich mache außerdem immer wieder die Erfahrung, dass sich in vielen Orten die zuerst ablehnende Haltung ändert. Durch direkten Kontakt zu den Flüchtlingen ändern sich die Vorbehalte und die Integration gelingt.
Es gibt noch zu wenig Quartiere für Flüchtlinge. Ist diese Aufgabe überhaupt lösbar? Schwarzbauer-Haupt: Es ist eine Herausforderung, aber es sind auf jeden Fall lösbare Dimensionen. Es braucht den Willen zur Zusammenarbeit. Und ich merke, dass dieser Wille von christlicher Seite da ist. Klar ist aber auch, dass viele Fragen zu bedenken sind, wenn eine leerstehende Wohnung für Flüchtlinge adaptiert werden soll. Es gibt immer wieder Fälle, wo der gute Wille da ist, das Projekt aber etwa wegen baulicher Anforderungen nicht umsetzbar ist. Damit die Aufgabe lösbar ist, ist es aber auch notwendig, dass die Asylverfahren rascher erledigt werden, als es derzeit der Fall ist.
Ist für Sie absehbar, wann es genug Quartiere gibt? Schwarzbauer-Haupt: Das lässt sich überhaupt nicht abschätzen, Prognosen sind nicht möglich. Jetzt arbeite ich einmal und dann schaue ich, wie sich das entwickelt.