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Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., hat mit einer Urkunde die jüngst gegründete orthodoxe Kirche der Ukraine als autokephal, also unabhängig anerkannt. Doch schon bei der Gründung dieser Kirche durch Vereinigung aus im Wesentlichen zwei anderen Kirchen hat die russisch-orthodoxe Kirche protestiert und alle Verbindungen zu Konstantinopel gekappt. Denn auch Moskau hat in der Ukraine eine Kirchenorganisation. Für viele Ukrainer mag Epiphanius als Vereiner erscheinen, für Moskau ist er ein Spalter.
Der als Serhij Petrowytsch Dumenko in der Südukraine geborene Metropolit hat mit seinen knapp 40 Lebensjahren eine beachtliche Karriere hingelegt, inklusive Bischofsweihe 2009. Zuvor war er Sekretär von Patriarch Filaret, der 1991/92 den Bruch mit dem Moskauer Patriarchat vollzogen und ein Kiewer Patriarchat gegründet hat. Epiphanius gilt als Vertrauter Filarets. Dass er und nicht Filaret nun Kirchenoberhaupt ist, könnte laut Vermutungen auf Bitten des Ökumenischen Patriarchen zurückgehen, der sich so mehr Zustimmung unter den anderen orthodoxen Kirchen für neue Unabhängigkeit erhofft. Die Bindung Epiphanius‘ an Filaret und den ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko lassen das aber als schwierig erscheinen. Ob Epiphanius nun ein Vereiniger oder Spalter ist, bleibt vom Standpunkt des Beobachters abhängig.
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