KOMMENTAR_
Gefragt sind sie jetzt: Schattenplätze, in denen sich die sengende Sonnenhitze leichter ertragen lässt. Wozu man vor gar nicht langer Zeit Ausschau gehalten hat – einem Platz an der Sonne, an dem sich Leib und Gemüt erwärmen lassen –, das meidet man nun.
Zwischen dem Zuviel und dem Zuwenig ist oft nur ein schmaler Pfad.
In der Hitze des Tages gelegentlich einen Schattenplatz aufzusuchen, darf man sich ruhig gönnen. Es tut nicht gut, immer nur im Licht stehen zu wollen, als ob ohne einen selbst gar nichts ginge. Es strömt so viel an Wichtigkeiten auf den Menschen ein – und man hält diese Überhitzung des Alltags mit den ständigen neuen Botschaften, vor allem den schlimmen Nachrichten, oft schwer aus.
Menschen brauchen dieses Ausrasten im Schatten – gerade zu Zeiten, in denen die Botschaften allzu bitter und zu dringlich werden. Ich muss nicht über alles Neue Bescheid wissen. Ich muss mich auch nicht an jeder Initiative, die an mich herangetragen wird, beteiligen.
Der Mensch ist nicht als Maschine geschaffen – immer betriebsbereit. Er braucht es und darf es sich gönnen: Schlaf und Ruhe im Schatten. Die Wolken ziehen über mich hinweg, auch ohne dass ich sie sehe.
Dann aber, wo es auf mich ankommt, soll ich wach sein.
Ausgerastete Menschen sind in vielem eine bessere Hilfe.
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