KOMMENTAR_
Eine große Zahl von Leuten geht auch zu ihrer Kirche auf Distanz. Gründe kann man benennen: die weltweiten Missbrauchsfälle, persönliche unliebsame Erlebnisse, zuletzt der Kirchenstreit in Kärnten. Doch mit dem Distanzieren allein wird noch lange nichts gut – besser schon gar nicht. Die wesentlichere Frage ist nämlich nicht: Wovon distanziere ich mich, sondern: Wofür stehe ich jetzt?
Wo der Lebensweg nur als ein Aus-dem-Wege-Gehen begriffen wird – nur ja nicht anstreifen –, führt er eher ins Niemandsland als an ein Ziel. Nicht in der Distanz, in den Nahverhältnissen wird das Gute möglich. Wer eine lange Liste von Menschen und Sachen, von denen er sich distanziert, aufweisen kann, ist deshalb allein noch kein besserer Mensch geworden. Man kann ihm vielleicht nichts vorwerfen – aber wofür lebt er jetzt? Im Weggehen allein findet man schwer in die Mitte – auch nicht des eigenen Lebens.
Die christliche Alternative zum Bösen ist nicht die Distanz, sondern die Umkehr und die Heilung – als Wandlung zum Guten. Nicht das Hände-in-Unschuld-Waschen des Pilatus, sondern das Füßewaschen Jesu birgt das Wunder des Glaubens.
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