KOMMENTAR_
Wenn ich an das neue Jahr denke, sehe ich einen Weg vor mir, der weiter vorne in einem Nebel verschwindet. Der Nebel wird sich mit jedem neuen Tag ein Stück weiter auflösen, da bin ich mir sicher. Aber etwas Mut könnte beim Losgehen schon helfen, ganz im Sinne der Bundeshymne: „Mutig in die neuen Zeiten, frei und gläubig sieh uns schreiten“.
Beim Wort „Mut“ fällt mir ein Volksschulkollege ein. Er war ein Ruhestörer, der den recht respektablen Lehrerinnen wenig Respekt entgegenbrachte. Aber eigentlich war er ein gutmütiges Kind, das es gerne ein wenig lustiger in der Schule hatte. Ich beobachtete ihn mit einer Mischung aus Entsetzen („Der traut sich was!“) und Faszination („Was sich der traut!“). Einmal verließ die Lehrerin kurz das Klassenzimmer. Da stieg er auf den Tisch und tanzte. Das war Mut!
Die oberösterreichische Landesregierung hat vergangenes Jahr beschlossen, dass die Mindestsicherung für Bedarfsgemeinschaften 1.500 Euro nicht überschreiten darf. Die Vertreter von ÖVP und FPÖ sprachen von einer „mutigen Reform“. Ist es mutig, wenn man bei Menschen spart, die keine Macht in der Gesellschaft haben? Da hätte ich doch lieber einen Tanz auf dem Tisch.
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