KOMMENTAR_
Dass Spiritualität auch körperlich genährt wird und nicht nur vor dem inneren Auge, ist alte katholische Weisheit. Man kann es aber auch übertreiben. Der neue Selige Carlo Acutis war sicher ein außergewöhnlicher und begabter Mensch. Das rechtfertigt aber keine plastische Chirurgie an einem Toten. Mit einer Art Schönheitsoperation wurde der 15-jährig Verstorbene für seine Seligsprechung in Assisi hübsch gemacht. Prompt verbreiteten sich Gerüchte, er sei unverwest exhumiert worden. Die Gerüchte wurden richtiggestellt, die Frage bleibt: Wozu macht man das? Ehrfurchtsvoll mit Toten umzugehen, lehrt die Hallstätter Tradition, die Gebeine auszugraben, zu reinigen und die Schädelknochen reich zu verzieren. Auch schräg, aber kein Theater. Der Leib Carlo Acutis’ sei für die Seligsprechung „mit Kunst und Liebe wieder zusammengefügt“ worden, erklärte Erzbischof Domenico Sorrentino. Auf mich wirkt es wie unechte Theatralik. Reife Spiritualität wird durch die Sinnesorgane genährt, aber das Hirn darf auch mitspielen.
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