KOMMENTAR_
Schön, dass die Kirche über neue Wege der Beauftragung in den pastoralen Dienst beziehungsweise der Weihe nachdenkt. Umso irritierender ist, dass vielen Bischöfen im Zusammenhang mit „viri probati“ in erster Linie Ständige Diakone in den Sinn kommen. Aus meiner Sicht wären da, der bisherigen diözesanen Vorgehensweise entsprechend, viel mehr Pastoralassistenten, Pfarrassistenten oder Religionslehrer erste Zielgruppen. Unsere seelsorgliche Realität ist längst durch geeignete Frauen und Männer geprägt, die sich hauptberuflich in den Fußstapfen Jesu bewegen und durch die sich die Menschen schon jetzt „sakramental“ berührt wissen.
Höchst an der Zeit also, hier auch Pfarrassistentinnen, Pastoralassistentinnen und Religionslehrerinnen mitzudenken. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil lassen wir Ständigen Diakone uns zu Recht nach dem eigenstänigen Profil fragen. Und da sind sich die meisten einig: Es ist die exemplarisch dienende Dimension in der Nachfolge Jesu Christi und nicht die Durchgangsstufe zum Priesteramt, die genauso legitim ist. Das sind jedoch grundlegend verschiedene Wege der Berufung, der Befähigung und der Beauftragung.
Peter Schwarzenbacher, MSc, Referent für die Ständigen Diakone, Linz
Es sei mir gestattet, die Gedanken von Matthäus Fellinger weiterzuspinnen und Ursachen zu suchen, indem ich versuche, Kirche weit zu denken. Dass unser christliches Leben privat, in der Pfarre und der Diözese aussieht wie Dörrobst, ist neben den äußeren auch inneren Ursachen zu „verdanken“.
1) Aufbrüche von unten werden in der nachkonziliaren Kirche nicht sehr geschätzt, das habe ich in jahrzehntelangem kirchlichem Engagement öfter erfahren müssen. Auch Priester der jüngeren Generation haben es u. U. nicht so gerne, wenn sich ältere Laien mit ihrem Erfahrungsschatz einbringen wollen. Bischof Zauners Initiative – er hat mit der Kath. Aktion in seiner Diözese dem Laienapostolat Mut gemacht – wurde nach dem Konzil mit der massiven Strömung konservativer Kreise gegen Bischof Aichern, unterstützt von der zweiten Instanz der Kirche (die erste Instanz ist ja göttlicher Natur), der Schwung genommen.
2) Dem Glaubenssinn des Volkes wird derzeit nicht das ihm zukommende Gewicht eingeräumt. Als Indiz dafür sehe ich, dass es liturgisches Ziel ist, Wort-Gottes-Feiern ohne Kommunion abzuhalten. Hat man früher die Bibel vernachlässigt und die Eucharistie in den Vordergrund gestellt, macht man es jetzt umgekehrt. Damit wird dem christlichen Humus, auf dem neues Leben in den Pfarrgemeinden wachsen könnte, Sauerstoff entzogen. Humus braucht zum Reifen, für beides, Substanz und Frischluft, sonst entsteht Fäulnis, da wäre Dörrobst noch besser.
3 )Weil man meint, sich jetzt in erster Linie um den Priesternachwuchs sorgen zu müssen, darf man die Menschen ,für die die Priester da sind, nicht als Klientel abtun, sonst wird die Kluft zwischen Getauften und Geweihten immer größer. Ich sehe die Zeit kommen, wo alle Bemühungen um mehr Priester einmal nichts mehr fruchten werden. Dann müssen die sogenannten Laien sich selbst ermächtigen und wie in den ersten vier Jahrhunderten der Urkirche dafür sorgen, dass der Glaube in den Häusern und Familien weitergegeben wird. Hoffentlich sind sie dann nicht schon so weit entmündigt, dass sie dazu nicht mehr in der Lage sind.
Johann Nußbaumer, Vöcklamarkt
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