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Die Welt ist schneller geworden, die Anforderungen größer. Eine Berufsgruppe scheint sich aber in diesem Getriebe aufzureiben – die Postzustellerinnen! Es ist für mich älteres Semester ein Gräuel, mitansehen zu müssen, wie Briefträger/innen mit gehetztem Gesichtsausdruck im Laufschritt durch die Straßen hasten, und dies von sechs bis 16 Uhr! (...) Vielleicht sollte das Arbeitsinspektorat einmal prüfen, ob von ihnen nicht doch zu viel verlangt wird, ob ihre Rayone nicht doch viel zu groß sind, um sie in menschenwürdigem Tempo bedienen zu können.
Wo sind die Zeiten, als jedes Grätzel „seinen“ Briefträger hatte, der jeden Bewohner „seiner“ Häuser kannte, der dort und da gerne das Bedürfnis, vor allem älterer Leute, nach einem kurzen Plauscherl erfüllte? Wo sind die Zeiten, als der Postzusteller oder die Postzustellerin auch einmal die Einladung auf eine kurze Jause oder einen Kaffee im Stehen annehmen konnte? Wo sind die Zeiten, als Briefträger noch Alarm schlugen, wenn bei einer Wohnung nicht geöffnet wurde, obwohl – wie sie wussten, die Personen da sein mussten …
Das Berufsleben vieler ist härter, manchmal ist man versucht zu sagen, unmenschlich geworden; die Ausbeutung der Postzusteller/innen spielt sich aber vor meinen Augen ab und fordert mein Mitgefühl heraus! Da wäre wohl Solidarität gefragt.
Mag. Heinz Buder, Micheldorf
Zum Leserbrief von Mag. Adolf Rameder, Nr. 45
Grundsätzlich halte ich den Zölibat durchaus für eine Lebensform von Frauen wie Männern, die einen hohen Wert innehat.
Was ich allerdings deutlich ablehnen möchte, ist ein wertender Vergleich, wie ihn Mag. Rameder ausdrückte, nämlich dass „das ehelose Leben um des Himmelsreiches willen höher zu schätzen ist als der Ehestand“. (...) Der Leserbriefschreiber ist weiters der Ansicht, „dass man den vielen Anforderungen des Priesteramtes nur im zölibatären Leben voll Rechnung tragen kann“. Das ist eine kühne Behauptung, denn damit gehen unzählige, hoch talentierte und sich berufen fühlende Männer und Frauen verloren, nur weil sie nicht zölibatär leben wollen.
Auf der anderen Seite haben und hatten wir neben den vielen hervorragenden Priestern auch eine erkleckliche Anzahl von Priestern, die beruflich und menschlich gescheitert sind, ja sogar junge Menschen für ihr Leben geschädigt haben. Ich wage zu behaupten, dass gerade durch den Pflichtzölibat diese Fälle in der kath. Kirche stark überproportional entstanden sind. (...)Durch den Priestermangel und das fehlende Frauenpriestertum wird die Seelsorge seit Jahrzehnten ausgedünnt. Seelsorge heißt für mich, zu den Leuten gehen, nicht warten, dass sie kommen. (...)
Wolfgang Ortner, Wels
Die Meinung von Mag. Adolf Rameder, dass das ehelose Leben um des Himmelreiches willen auf Grund der Bibel höher zu schätzen ist als der Ehestand, glaubte ich schon lange als überwunden. Die Bibelstelle, die diese Meinung nahe legt, ist Mt 19,11. Es gibt auch Stellen, die von verheirateten Diakonen, Ältesten, Aposteln sprechen:
1 Ti 3,2; 1 Ti 3,12; Tit 1,6; 1 Kor 9,5. Eheleute wie Priester brauchen die Gnade Gottes.
Nach 50 Jahren Ehe kann ich sagen, dass ich den vielfachen Anforderungen des Lebens oftmals nicht entsprochen habe. Auch zölibatär lebende Priester werden es nicht können. Und doch weiß ich mich, die Meinen und die ganze Menschheit als von Gott geliebt.
Christa Falkensteiner, Pfandl
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