KOMMENTAR_
Die kapitalistische Ego- und Gier-Schwungscheibe verzehrt alles, die Zinsen sind jetzt samt den Börsen weg, die marktradikalen Volkswirtschaftsprofessoren ward’n nie mehr gesehen. Die Bienen sind weg, die Samen sind weg, die Blüten sind weg, die Wälder, Wiesen und Getreidefelder sind weg, die Vögel und Schmetterlinge sind weg, die Luftschicht ist weg, die Böden und der Humus sind weg, die Supermärkte sind weg, das ganze Erdöl ist weg. Die Autos sind weg, diese wunderschöne 9er- und 11er-Serie bei den SUVs samt der gesamten Stahlproduktion – einfach weg. Skelettierte Städter schleppen sich völlig dehydriert zu Fuß aufs Land, um etwas einzutauschen, aber die Bauern sind auch schon lange weg. Die Ärzte sind weg. Die Demokratie ist weg. Die Politiker sind weg. Die Gletscher sind weg. Die Jahreszeiten sind weg. Das Brot ist weg. Das Wasser ist weg. Der Strom ist samt den Netzwerk-Clouds weg. Der Attersee ist wirklich weg. Und das Schlimmste kommt immer am Schluss: Sogar die Bankomaten sind weg. Einzig die vielen Atom-Endlager haben überlebt.
Fritz Baumgartner, St. Georgen/G.
Heilige sind nach dem Verständnis der katholischen Kirche Menschen, die durch einen vorbildhaften christlichen Lebensstil auffallen und als besonders glaubensstark gelten. Gilt das für alle, die Papst Franziskus am 14. Oktober heiliggesprochen hat? Oscar Romero wurde bei einer Messfeier am Altar erschossen. Die damalige Militärdiktatur war mit seinem Bemühen um politische Reformen und dem Drängen nach sozialer Gerechtigkeit in El Salvador nicht einverstanden. Ja, Romero verdient nach dem Verständnis der katholischen Kirche, heiliggesprochen zu werden. Papst Paul VI. hat im Rahmen seines Pontifikats das getan, was jeder andere Papst damals auch hätte tun müssen. Ist er deshalb ein Heiliger? Bei Nunzio Sulprizio stellt sich für mich die Frage, ob er nicht heiliggesprochen wurde, weil er wegen verschiedener Krankheiten, die er demütig angenommen hat, Vorbild wurde. Wie viele Mitmenschen gibt es, die das ebenso tun? Sind sie deshalb Vorbild im anbetungswürdigen Christsein? Und folgende Heilige wurden deshalb zu Heiligen erhoben, weil sie etwas getan haben, was der Kirche zum Hilfsinstrument wurde: Francesco Spinelli, Vincenzo Romano, Katharina Kasper und Nazaria March Mesa. Alle diese Personen waren Gründer von Kircheneinrichtungen. Rechtfertigt das die Heiligsprechung im Sinne der Vorbildhaftigkeit für alle Christinnen/Christen?
Karl Glaser, St. Peter am Hart
Zu: „In Pension und zugleich im Dienst“, Nr. 41
Ausnahmsweise muss ich der KirchenZeitung, die ich sonst sehr schätze, deutlich widersprechen: denn die Formulierungen „An jungen Priestern mangelt es“ und „Der Priesternachwuchs ist dünn gesät“ könnten weiterführend im Sinne jenes elitären Priesterbildes verstanden werden, das uns in der gegenwärtigen Kirche so sehr schadet. Sie suggerieren, dass es kaum Menschen gebe, die zu einem Leben als Priester/in bereit sind. Das aber glaube ich nicht: Vielmehr liegt die Ursache für die derzeitige Misere in unserem ewiggestrigen Festhalten an den Zulassungsbedingungen zum Priesteramt. Nicht die mangelnde Anziehungskraft des Evangeliums ist das Problem, sondern das mangelnde Vertrauen unserer Kirchenleitung in das Volk Gottes.
Harald Prinz, Enns
Veröffentlichungen bedeuten keine Zustimmung. Kürzungen vorbehalten. An: KirchenZeitung, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz, leserbriefe@kirchenzeitung.at
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