Wort zum Sonntag
Die Österreicherinnen und Österreicher werden immer älter. Die heute Über-60-Jährigen sind fitter und deutlich aktiver als es die Generation vor ihnen war. Während damit einhergehend die Forderung nach längerer Lebensarbeitszeit immer wieder laut wird, ist der späte Ruhestand bei Pfarrern schon längst Realität.
Wann genau Priester in Pension gehen, legt die Diözese in der Emeritierungsordnung für Pfarrer fest. Geistliche, die mit 65 Jahren in Pension gehen, sind die Ausnahme. Die Emeritierung (Entpflichtung von den Aufgaben) bei Priestern kann vor dem 70. Geburtstag eigentlich nur aus gesundheitlichen Gründen unter Vorlage eines ärztlichen Attests erfolgen. Mit 70 kann jeder Pfarrer einen Antrag auf Entpflichtung stellen, fünf Lebensjahre später wird es zur Pflicht, dem Bischof den Rücktritt anzubieten. Das gilt sowohl für Welt- als auch für Ordenspriester. Das „normale“ Pensionsalter liegt also für Priester bei 75 Jahren. Theoretisch. Denn der Bischof kann den Rücktritt annehmen, aber auch schrittweise bis zum 80. Geburtstag verschieben. „Der Trend ist, dass schrittweise um ein paar Jahre verlängert wird, wenn es die Gesundheit zulässt“, sagt Martin Füreder, Leiter der Personalstelle Priester in der Diözese. Beim Achtziger ist dann für – fast – alle die Funktion als Pfarrer beendet.
Ein kompletter Rückzug der Priester ist nach erfolgter Emeritierung jedoch nicht vorgesehen. Das liegt nicht nur am Priestermangel, sondern auch am theologischen Verständnis vom Priesterum. In der Emeritierungsordnung aus dem Jahr 2013, Punkt 6, wird das so formuliert: „Gemäß dem Wesensverständnis des priesterlichen Dienstes ist es wünschenswert, dass diejenigen, die ihre Verantwortung als Pfarrer zurückgeben, einen begrenzten seelsorglichen Dienst übernehmen.“ Ehemalige Pfarrer werden oftmals zu Kuraten (Hilfspriester), seltener zu Pfarrmoderatoren, wie es beim 79-jährigen Hansjörg Wimmer der Fall ist.
Der späte Antritt des Ruhestands bringt besondere Herausforderungen mit sich. Wenn ältere Priester bereit sind, länger die volle Pfarrverantwortung zu tragen, stellen sie damit die Seelsorge in den Gemeinden sicher. Sie werden dringend gebraucht, aber wissen gleichzeitig, dass sie für die Zeit danach planen sollten. So ist vorgesehen, dass sie mit der Emeritierung aus dem Pfarrhaus ausziehen und anderenorts einen Wohnsitz nehmen. Der Mietvertrag des Priesters läuft im Pfarrhof nur, solange er Pfarrer ist. „Je älter die Priester sind, desto schwieriger ist aber der Ortswechsel. Das Loslassen fällt vielen schwer“, weiß Martin Füreder. Es liege in deren Eigenverantwortung sich um künftige Wohnmöglichkeiten umzuschauen.
Was jedoch nicht in der Zuständigkeit des Pfarrers liege, ist, eine Nachfolgelösung für die eigene Gemeinde zu suchen. Darum kümmert sich die Diözesanleitung, die dabei mit den Obleuten der Pfarrgemeinderäte zusammenarbeitet. Der Übergang in die Pension werde für Pfarrer und Pfarrgemeinde aber leichter, wenn engagierte Leute in der Gemeinde mitwirken können. Denn so ruht die Verantwortung für das Leben in der Pfarre auf mehreren Schultern.
Jeder zweite katholische Priester in Oberösterreich ist 69 Jahre oder älter. 224 Priester (von 602) sind in Oberösterreich 75 Jahre und älter. In der Altersspanne 70 bis 74 Jahre sind derzeit 53 Priester in der Diözese Linz. Der Priesternachwuchs ist dünn gesät. 2018 wurden zwei nigerianische Seminaristen in Linz zu Priestern geweiht, ein Oberösterreicher wurde zudem in Bayern zum Priester geweiht.
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