KOMMENTAR_
Zum Leserbrief „So sind wir nicht“ in Ausgabe 46:
Der Leserbrief von Ing. Karl Berger aus Mauthausen hat mich erschüttert. Auch in der Pfarre Linz-St. Konrad ist uns das passiert: Wir waren für einen Fernsehgottesdienst ausgewählt worden. Allerdings haben wir schon vor Jahren Antworten bei der Messe verändert, um sie nachvollziehbarer zu machen. Als das bekannt wurde, wurde uns erklärt, dass das nicht ginge. Da wir uns nicht verbiegen und bei der Übertragung „Theater spielen“ wollten, wurde uns die Übertragungsmöglichkeit wieder entzogen. Offenbar ist es „von oben“ nicht erwünscht, dass eine mediale Öffentlichkeit erfährt, wie zeitgemäß, modern und engagiert in vielen Pfarren Gottesdienste gefeiert werden. Wegschauen und dulden ja, aber es soll nicht bekannt werden. Vor diesem Hintergrund wird auch der synodale Prozess, zu dem wir eingeladen sind, zu einer Farce. Von Bischöfen abwärts wird gepriesen, dass man jetzt einander zuhört, einander ernst nimmt und auf die Anliegen der „anderen“ eingeht. Solange aber die Praxis des Umgangs miteinander so bleibt, wie aus Mauthausen geschildert, darf man sich nicht wundern, wenn die Skepsis der Menschen, was dieser synodale Prozess soll, steigt oder sie sich zurückziehen.
Mag.a Dorothea Schwarzbauer-Haupt, Linz
An die Kirche in Mauthausen! Gott sei Dank, dass ihr so nicht seid! Als Mauthausener in der Salzburger Diaspora freue ich mich über jede Möglichkeit, den Pfarrgottesdienst am Sonntag in Mauthausen mitzufeiern. Es ist ein wohltuender, gewinnender, gemeindebildender, kinderfreundlicher usw. Dienst, der vor und zu Gott führt. Ich bin seit 50 Jahren in vielen Pfarren im Dienst der Kirchen auch als Pfarrgemeinderatsbegleiter unterwegs und weiß, dass Liturgie oft auch zur Vertreibung von Gläubigen werden kann. Also bitte: so weiter machen! Danke.
Prof. Mag. DDr. Georg Datterl, per E-Mail
Zu „Was die Kirche von einer Disco lernen kann“, „Die Lieder sind eine Visitenkarte für Österreichs Kirche“ und zum Leserbrief „So sind wir nicht“ in Ausgabe 46:
Es ist erfreulich, dass sich diözesane Gremien mit dem Thema Mitgliederbindung beschäftigen und dabei einen erfolgreichen Unternehmer als Impulsgeber einladen. Doch frage ich mich, welche Lehren daraus gezogen werden und ob die kirchliche Leitung auch bereit ist, neue Wege zuzulassen und aktiv einzuschlagen? „Was haben die Menschen davon“, wenn in der Heiligen Messe die Sprache der Texte nicht mehr verstanden wird (Messbuch, Fürbittbuch, etc.)?
Sind die Lieder des „Gotteslobs“ Kulturgüter für künftige Generationen? Museal gesehen vielleicht. Musik hat die Fähigkeit, unmittelbar das Herz zu berühren. Deshalb ist das pfarrliche Liedgut definitiv eine Visitenkarte. Dort, wo großteils nur das „Gotteslob“ zum Einsatz kommt, geschieht genau das Gegenteil dessen, was in der Disco „Empire“ zum Erfolg führt. Dazu muss ich persönlich schon Spotify bemühen, um jene Lieder hören zu können, die mich im Herzen mit Gott verbinden.
Neben Zeitgemäßheit fehlt es der Kirche massiv an aktiver Seelsorge, an Mitgefühl für die Lebensumstände der Menschen, an Zeit, zuzuhören. Dafür braucht es Menschen mit viel Empathie und Geduld. Ich vermisse mit vielen anderen diese Empathie von jenen, die anschaffen, wo und wie es langgeht (siehe den Leserbrief „So sind wir nicht“). Im Gegensatz zum „Empire“ trifft auf die leerer werdenden Kirchen zu: „Wo ich nicht mehr die Leute treffe, die mir wichtig sind, gehe ich auch nicht mehr hin.“ Deshalb meinen auch immer mehr Menschen, nichts in ihrem Leben zu vermissen, wenn sie keine Kirchenmitglieder mehr sind. Was wollen wir als Kirche dem heute entgegensetzen?
Charlotte Brandstetter, Kematen am Innbach
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