KOMMENTAR_
Aus Verlegenheit scherzt man mit Ellbogentechnik, Fußgruß oder Verneigung. Ein befriedigender Ersatz ist das nicht. Wer einen Eindruck von sprichwörtlicher südländischer Körperlichkeit bekommen möchte, muss nicht nach Lateinamerika fliegen, auch in Süditalien gehen die Menschen mit Nähe, Umarmungen, Schulterklopfen oder Unterhaken verschwenderischer um als im gemäßigten Klima. Der Händedruck hatte sich noch gerettet als kultivierte Form der körperlichen Kontaktaufnahme in unserer tendenziell unterkühlten Gesellschaft. Und nun ist er weg. Grußlos verschwunden. So fest kann man sich gar nicht zunicken, dass nicht die neue Leere spürbar wäre. Es muss kein Vertragsabschluss sein, kein Gipfeltreffen und kein Sport-Event. Schon bei der kleinen Runde im Pfarrgemeinderat fällt es ein wenig schwerer, gut in Austausch zu kommen, wenn sich alle nur mit einem freundlichen „Hallo“ auf ihren Platz gesetzt haben. Wir sind Menschen aus Fleisch und Blut, der kurze Hautkontakt verbindet mehr als man ihm zutraut. Er fehlt, der Händedruck.
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