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Interessanter ist die Frage, ob die Nutzung des Sakralbaus als Museum optimal war und welche Alternativen es gäbe. Eine Möglichkeit hat Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, genannt: Sowohl Muslime als auch Christen sollten in dem einzigartigen Bauwerk beten; die Umwandlung in ein Museum durch Atatürk in den 1930er-Jahren sei gegen jede Religion gerichtet gewesen.
Das klingt gut, ist aber unrealistisch. In der Grabeskirche in Jerusalem gelingt es ja schon den christlichen Konfessionen nur mit größter Mühe und Hilfe von außen, miteinander auszukommen. In der Hagia Sophia wäre die Herausforderung noch größer. Heutige interreligiöse Gotteshäuser werden meist bewusst als solche errichtet und sind frei von historischen Altlasten.
Der Schritt Atatürks, aus der Hagia Sophia ein Museum zu machen, war daher jenseits seiner Motive ein Segen, weil er das religiöse Konfliktpotential entschärfte. Natürlich ist es für Gläubige jeder Religion nie optimal, einen Sakralbau zu musealisieren. Im Fall der Hagia Sophia war es aber richtig, zumal die Hagia Sophia kulturgeschichtliches Erbe der ganzen Menschheit ist.
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