KOMMENTAR_
Vor rund 20 Jahren wurde das menschliche Genom entschlüsselt. Spätestens ab dann stand eindeutig fest: Es gibt keine Menschenrassen. Die genetischen Unterschiede zwischen Individuen sind wesentlich größer als die Unterschiede zwischen Menschengruppen. Äußere Merkmale sind kein Hinweis auf „Rassen“. Auch das Wort „Rassismus“ sollte vermieden werden, weil es nahelegt, dass es Rassen gäbe. Rassist/innen gibt es leider trotzdem, nämlich Menschen, die so denken und handeln, als ob es Rassen gäbe. Ein Streit zwischen dem Passauer Bischof Stefan Oster und der Tübinger Dogmatikerin Johanna Rahner hängt sich am Begriff „Rassist“ auf. Die Theologin meinte in einem Vortrag: Wer an der Diskriminierung der Frauen in der Kirche nichts ändern wolle, sei „nichts anderes als ein Rassist“. Die Formulierung ist ein provokanter Vergleich. Die Diskussion entwickelte sich aber weiter. Es geht nun darum, wer definiert, was „katholisch“ ist. In diesem Punkt zeigt sich eine Verwandtschaft zu „Rassismus“, dass nämlich eine Menschengruppe über eine andere Menschengruppe bestimmt. In der Kirche haben Männer die Definitionsmacht darüber, was Frauen dürfen. Als ob Frauen eine „Rasse“ wären.
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