KOMMENTAR_
„Als Unfallursache wird menschliches Versagen vermutet!“ Nach einem Zugsunglück bekommt man es so zu hören. Im technischen Bereich spricht man bloß von „Gebrechen“. Ein Materialfehler. Kommt der Mensch ins Spiel, wird Gebrechen zum Versagen. Das Material kann man nicht zur Rechenschaft ziehen.
Der Mensch wird zunehmend als der Risikofaktor in der Welt mit ihren automatisierten und digitalen Systemen gesehen. Nur keine Unaufmerksamkeit! Einschlafen wegen Müdigkeit. Das übersehene Rotsignal, die falsche Diagnose. Dem Menschen wird das angelastet. Schwäche als Strafdelikt. Mit der Zuschreibung von Fehlern gehen Menschen ziemlich erbarmungslos mit ihresgleichen um. Der Mensch ist der Versager.
„Als Ursache wird menschliches Gelingen vermutet.“ Einen solchen Satz bekommt man kaum zu hören. Doch nicht nur das Versagen, auch das Gelingen ist menschlich. Was alles allein deshalb zustande kommt, weil Menschen es schaffen! Dinge, die keine Technik bewältigt, keine Vorschrift verlangt. Friede baut auf solch menschlichem Gelingen, das sich nicht bloß mit dem Schlichten von Streit zufriedengibt, sondern Beziehung neu schafft. Nicht nur bei den Unglücksfällen, auch bei den Glücksfällen darf man an menschliche Ursachen denken. Man kann sie auch beim Nächsten und bei sich selbst entdecken.
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