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Man hört das Wasser leise gegen das Ufer klatschen. Meeresrauschen, zwei Personen schlendern am Strand entlang und unterhalten sich: Edward aus Ghana und sein Freund. Sie leben als Flüchtlinge in einer kleinen Stadt an der südlichen Grenze Europas. Nächste Szene: In dieser kleinen Stadt „Siculiana“ wird demonstriert. Gegen das Flüchtlingsheim, gegen die Flüchtlinge und Asylwerber. Die Einwohner fühlen sich alleingelassen: auf 3.000 Bewohner/innen kommen 1.000 Asylwerber/innen. Diese leben großteils in der Villa Sikania, einem Hotel, das kurz vor dem Ruin steht und im Jahr 2014 von den Besitzern in ein Flüchtlingszentrum umgewandelt wird. Flüchtlinge und Einwohner/innen leben in dieser kleinen Stadt in getrennten Welten. Es gibt keine Begegnung, keinen Austausch.
Szenenwechsel. Eine Prozession findet statt: Ausgewählte Männer tragen wie jedes Jahr am 3. Mai einen gekreuzigten Christus, eine schwarze Statue, singend und betend durch die Straßen. Zu diesem Anlass kehren jedes Jahr Hunderte von sizilianischen Auswanderern zurück. Alt und Jung ist auf den Beinen, die Statue wird geküsst, umarmt, berührt. – Als der 19-jährige schwarze Edward aus Ghana, Bewohner des Flüchtlingszentrums, darum bittet, gemeinsam mit den Einheimischen die Jesus-Statue in der großen jährlichen Prozession durch den Ort mittragen zu dürfen, spaltet dieser Wunsch die Gemeinde. Kaum ein Siculianese hat jemals ein einziges Wort mit den Flüchtlingen gesprochen. Am „Schwarzen Jesus“ wird sichtbar, wie die beiden Welten aufeinanderprallen. Gehört dieser Christus nur den Einheimischen? Oder auch den Flüchtlingen, die Gott dafür danken, in Sizilien gelandet zu sein? „Wenn es Gott nicht gäbe, wäre ich schon lange tot“, sagt Samuel und fragt, warum die weißen Menschen ausgerechnet einen „schwarzen Jesus“ haben?
In behutsamen Schritten zeigt der Film, wie sich die beiden Gruppen einander annähern. Edwards Wunsch geht in Erfüllung: Er darf im darauffolgenden Jahr mit seinen Freunden an der Prozession teilnehmen. Der Film endet zwar mit der Verlegung der Flüchtlinge in ein anderes Heim und bietet insofern kein glückliches Ende, doch er zeigt auch, dass die Saat der Liebe aufgegangen ist. Empfehlenswert!
A Black Jesus, Film von Luca Lucchesi, produziert von Wim Wenders, ab 1. Oktober im Kino
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