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Meist waren die Temperaturen in den letzten Jahren so hoch, dass man sich weniger auf die weltweit einzigartigen Open-Air-Präsentationen auf der Piazza freute, sondern auf einen gut klimatisierten Kinosaal.
Vom 7. bis 17. August 2019 präsentiert die neue Festivaldirektorin Lili Hinstin nach dem Weggang von Carlo Chatrian nach Berlin ihr erstes Programm, das auf den ersten Blick wie eine Fortsetzung des bewährten Weges wirkt. Hinstin betont, dass Locarno ein „großes Festival mit internationaler Ausstrahlung ist, das sich etwas traut, immer wieder erschüttert, überrascht, aneckt und hinterfragt.“ Dieser Mut zur riskanten Programmierung unterscheidet das Festival von den großen Playern wie Berlin, Cannes oder Venedig. „Das Locarno Film Festival,“ so Hinstin bei der Präsentation des Programms, „steht auf jeden Fall außerhalb jeglicher Norm: angefangen bei seiner gigantischen Leinwand und seinen 8.000 Zuschauerinnen und Zuschauern auf der Piazza Grande, über sein facettenreiches Programm, bis hin zum Mix aus Stars, großen internationalen Filmschaffenden und mutigen Nachwuchstalenten.“
Zahlreich sind die Ehrenpreise, die heuer neben den Prämierungen in den unterschiedlichen Wettbewerben vergeben werden. Mit John Waters bekommt ein Regisseur den Ehrenpreis, der die Ideologie des Festivals auf perfekte Weise verkörpert. Auf der Bühne der Piazza Grande wird einem der wichtigsten Schauspieler aus Südkorea der Excellence Award überreicht: SONG Kang-ho. Aus diesem Anlass wird unter anderen Filmen der diesjährige Cannes-Sieger Parasite von BONG Joon-ho gezeigt. Der Leopard Club Award geht dieses Jahr an Hilary Swank, Darstellerin in Filmen wie „Million Dollar Baby“ und „Boys Don‘t Cry“. Der wichtige Schweizer Filmemacher Fredi M. Murer bekommt den Preis für das Lebenswerk. Bezeichnend auch der Vision Award für Filmschaffende „im Schatten“, der zum ersten Mal einer Frau verliehen wird, nämlich Claire Atherton, eine französisch-amerikanische Cutterin.
Wie immer bemerkenswert auch die Retrospektive. Unter dem Titel „Black Light“ werden Filme gezeigt, die vom Engagement für eine politische Reflexion über die Darstellung von Minderheiten in der Gegenwart zeugen.
Auf der Piazza versucht auch Hinstin einen Spagat zwischen Mainstream und sozialkritischem Film: Vom Psycho-Thriller „Instinct“ über den klaustrophoben Action-Film „7500“ (dem Erstlingswerk von Patrick Vollrath mit Joseph Gordon-Levitt und übrigens von Österreich koproduziert) und den Prozessfilm „La fille au Bracelet“ von Stéphane Demoustier zur romantischen Komödie „Notre dame“ von Valérie Donzelli sowie den Höhepunkten von Cannes „Once Upon a Time ... in Hollywood“ von Quentin Tarantino und Diego Maradona von Asif Kapadia sollte für jeden Publikumsgeschmack etwas dabei sein.
Die 17 Wettbewerbsfilme aus immerhin 14 verschiedenen Ländern bieten dagegen sicherlich wieder schwierigere Kost.
Österreich ist im zweiten Wettbewerb „Cineasten der Gegenwart“ mit „Space Dogs“ von Elsa Kremser und Peter Levin vertreten. Der Film handelt davon, wie ein Moskauer Straßenhund ins All geschickt wird und als Geist zurückkehrt. Nach Aussage des Regieduos erzählt der Film, ausgehend von einer wahren Geschichte, vom Verhältnis einer anderen Spezies zu uns Menschen. Einer Spezies, die in der Raumfahrtgeschichte in doppelter Hinsicht benutzt wurde: als Versuchsobjekt und zugleich als Symbol für Mut und Heldentum.
In der Experimentalfilmsektion „Move Ahead“ ist Lukas Marxt mit „Ralfs Farben“ vertreten, einem ungewöhnlichen Porträt eines schizophrenen Mannes.
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