„Nie und nimmer würden wir das tun“, versichert Sr. Sigharda Leitner. Die Konventoberin der Barmherzigen Schwestern in Linz muss sich auch um Geldgeschäfte kümmern. Geld bei Unternehmen, die fragwürdige Geschäfte treiben, anzulegen, kommt für sie nicht infrage, auch wenn es höhere Profite brächte. Abt Martin Felhofer vom Stift Schlägl sieht auch den Prämonstratenserorden schon lange auf dem Weg zu einem ethisch veranwortungsbewussten Umgang mit Vermögen.
Anlässlich der Verleihung des „Pater Johannes Schasching SJ Preises 2018“ haben die Industriellenvereinigung, die Katholische Privatuniversität Linz, das Forum christlicher Führungskräfte und die Wochenzeitung „Die Furche“ am 19. November zum Thema „Mit gutem Gewissen investieren“ in die Katholische Privatuniversität geladen.
Die Kirchen gehören zu den Vorreitern im Bereich der ethischen Geldanlagen, betonte Dr. Klaus Gabriel, einer der international führenden Experten in diesem Bereich. So hat die österreichische Bischofskonferenz mit Wirksamkeit von 1. 1. 2018 verbindliche Richtlinien, die in allen Diözesen gelten und denen sich auch die Ordensgmeinschaften verpflichtet wissen, in Kraft gesetzt. „Bei der Veranlagung von Kirchengeld ist im Konflikt mit ökonomischen Gesichtspunkten der Ethik der Vorzug zu geben“, lautet das Grundprinzip. „Der Gerechtigkeit den Vorrang geben“ ist die erste Regel. Es darf nicht investiert werden, wo Menschenrechte verletzt, autoritäre Systeme unterstützt, wo Geldwäsche betrieben oder wo Terror mitfinanziert wird. Die ethischen Geldanlagen sollen Leben schützen und den Frieden stärken. Der Bewahrung der Schöpfung kommt große Bedeutung zu.
Klaus Gabriel verwies auf die erfreuliche Erfolgsbilanz der ethischen Geldveranlagung in Österreich. So werden bereits alle Pensionsfonds in Österreich nach den ethischen Kriterien gestaltet – und die Kirchen sind der zweitgrößte „Mitspieler“ in diesem Bereich. Wurden in Österreich im Jahr 2005 noch insgesamt 1,2 Milliarden Euro ethisch veranlagt, sind es 2018 bereits 14,63 Milliarden.
Der Erfolg dieser ethischen Veranlagung birgt auch eine Gefahr. Sie gilt inzwischen als risikosicherer. Das könnte Unternehmen veranlassen, ihr Geld zur Profitsicherung hier zu parken, in ihrem sonstigen unternehmerischen Handeln aber die Ethik außer Acht zu lassen, meint Gabriel.
Wie geht die Katholische Kirche in Oberösterreich mit Ihrem Geld um? Mag. Reinhold Prinz ist als Diözesanökonom für deren Finanzgebarung zuständig.
Können sich Kirchenbeitragszahler/innen verlassen, dass sie mit ihrem Geld nicht Atomstrom oder Kinderarbeit finanzieren?
Reinhold Prinz: Seit 2014 wird atomfreier Strom gemäß UZ46 eingekauft. Die Diözese Linz war zu dieser Zeit die erste Diözese, die diesen Weg eingeschlagen hat. Nicht nur im operativen Strombezug werden die ethisch nachhaltigen Richtlinien erfüllt, sondern selbstverständlich auch bei den Veranlagungsformen. Wir handeln hier im Sinne der moraltheologischen Lehre.
Wie viel von ihren Vermögenswerten legt die Diözese Linz nach ethischen Kriterien an?
Prinz: Bereits meine Vorgänger haben nach ethischen Richtlinien veranlagt. Wir handeln nach den Prinzipien von Fördern – Verändern – Verhindern, wie es die Norm der Bischofskonferenz vorsieht, mit sämtlichen Vermögenswerten.
Wie betrifft das Tehma die Pfarren?
Prinz: Es gibt bereits konkrete Regelwerke für die Abwicklung der laufenden Finanzgeschäfte und der Vermögensverwaltung für unsere Pfarren. Diese sind genauso wie wir verpflichtet, nach den ethisch nachhaltigen Kriterien zu handeln. Dies erfordert selbstverständlich eine professionelle Auseinandersetzung und Kontrolle. Für den kompetenten Einsatz unserer Pfarren und deren Unterstützung in diesem Bereich sind wir allen sehr dankbar.
Bringt ethische Veranlagung finanziell Nachteile?
Prinz: Bei ethisch nachhaltigen Investitionen sind Finanzspekulationen ausgeschlossen. Beteiligungen erfolgen meist in mittel- und langfristigen Perioden. Aus diesen längeren Veranlagungszeiträumen resultieren mittelbar keine finanziellen Ertragsnachteile.
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