Es ist Zeit. Dina Marielita López Velásquez macht sich auf den Weg. Die Fische müssen gefüttert werden. Inmitten üppiger Natur liegt ihr Teich, in dem sich Mojarras tummeln. Die Arbeit mit den silbrigen Fischen hat vor zwei Jahren begonnen. Zunächst wurden sie gekauft, großgezogen und verkauft, mittlerweile züchtet sie Dina auch selbst. Damit hat ihr Leben eine glückliche Wende genommen.
Lange gab es für die 20-jährige Guatemaltekin und ihre Familie keine hoffnungsvollen Perspektiven, der Armutsspirale zu entkommen.
Der blutige Bürgerkrieg des zentralamerikanischen Landes (1960–1996) zwischen der Regierung und der Guerilla mit geschätzten 200.000 Toten, rund einer Million Binnenvertriebenen und 100.000 Menschen, die ins Nachbarland Mexiko flüchteten, ist zwar beendet.
Dennoch leben 60 Prozent der 18 Millionen Menschen im Land in Armut, da der Staat nach wie vor die Interessen der reichen Oberschicht vertritt und es verabsäumt, in Bildung und in das Gesundheitssystem zu investieren. Dazu kommen Korruption und das organisierte Verbrechen, das sich mehr und mehr ausbreitet. Kriminelle Netzwerke betreiben Menschenhandel, erpressen Schutzgeld und schrecken vor Auftragsmorden nicht zurück.
Vor allem auf dem Land ist die Armut extrem. Dina lebt mit ihrem Vater Juan, ihrer Mutter Yolanda Ernestina und mit vier ihrer insgesamt zehn Geschwistern – ein Bruder ist gehbehindert – im kleinen Dorf Boca Costa in der Gemeinde San Pablo in einem selbstgebauten Haus. Dinas Eltern sind in der Landwirtschaft tätig. Im Hochland Tacaná bauen sie vor allem Kartoffeln an, die auf dem nächstgelegenen Markt, der etwa eine Stunde entfernt ist, verkauft werden. Dorthin zu gelangen ist schwierig, da die Straßenverhältnisse und generell die Infrastruktur miserabel sind. Daraus ergibt sich auch, dass vor Ort kaum Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen vorhanden sind.
Obwohl die Familienmitglieder in der Landwirtschaft zusammenhelfen, sind die finanziellen Einnahmen zu gering, um gut davon leben zu können. Andere berufliche Möglichkeiten gibt es kaum. Die Arbeitssituation in Guatemala ist besonders für junge Leute schwierig. Die Löhne sind extrem niedrig, die Arbeit körperlich oft hart, die Ausbeutung groß. Das fördert die Migration. Wegen Armut und geringer Zukunftschancen verlassen viele das Land und versuchen in die USA zu gelangen. Darunter sind auch Bekannte von Dina.
Sie selbst wählte allerdings einen anderen Weg. Über Freundinnen und Freunde wurde sie zu einer Informationsveranstaltung der Organisation FTN (Fundación Tierra Nuestra), einem Projektpartner der Dreikönigsaktion, eingeladen. Durch berufliche Ausbildung und wirtschaftliche Projekte hilft FTN den jungen Leuten, Einkommen zu schaffen und eine gesicherte Zukunft in Aussicht zu stellen. Das ermöglicht ihnen, vor Ort im Land zu bleiben und nicht emigrieren zu müssen. FTN bietet u. a. berufsbildende Kurse und Starthilfe für Kleinprojekte wie das Züchten von Hühnern, Schweinen oder Fischen, für die Produktion von Lebensmitteln wie Brot, Kuchen und Marmeladen oder das Reparieren von Kleingeräten.
Dina war begeistert von den Möglichkeiten. Also hat sie sich vor zwei Jahren entschlossen, die Mittelschule vorerst abzubrechen, um mehr Geld zu verdienen und das Familieneinkommen mittels einer Fischzucht zu erhöhen. Durch laufende FTN-Schulungen hat sie ihr Wissen und ihre Kompetenzen in dem Bereich wesentlich erweitert.
Im hohen Bogen streut Dina Futter in den Teich. Das Fischzuchtprojekt ist auf einem guten Weg. Derzeit gibt es einen Teich, ein zusätzlicher ist geplant. Unterstützt wird sie dabei auch von ihrer Familie. Geht es weiter bergauf, kann sich die junge Frau vorstellen, wieder in die Schule einzusteigen, sie abzuschließen und ihre beruflichen Möglichkeiten dadurch noch mehr zu verbessern. Ein Wunsch von Dina ist, einmal als Sekretärin zu arbeiten. So könnte sie ihre Familie noch mehr unterstützen.
Dieser Bericht entstand in Kooperation mit der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar.
Die Sternsingeraktion der Katholischen Jungschar findet 2023/24 zum 70. Mal statt. Auch heuer werden im Zeitraum von 27. Dezember 2023 bis zum 7. Jänner 2024 österreichweit wieder 85.000 Sternsinger:innen aus etwa 3000 Pfarren singend unterwegs sein, Segenswünsche überbringen und um Spenden für Menschen in Armutsregionen bitten.
Im vergangenen Jahr konnten die als Caspar, Melchior und Balthasar verkleideten Kinder eine Rekordsumme von 19,2 Millionen Euro „ersingen“. Insgesamt hat die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar (DKA) seit 1954 rund 520 Millionen Euro gesammelt.
Begonnen hat die Erfolgsgeschichte klein mit einem Staffellauf, der im Jahr 1954 das Licht aus Lourdes (Frankreich) in 12 europäische Länder brachte. In Österreich wurde der Lauf von der Katholischen Jungschar organisiert, begleitet wurden die Kinder von einem Jeep der MIVA (Missions-Verkehrs-Arbeitsgemeinschaft).
Auf die Frage, wie man sich dafür bedanken könnte, schlug der damalige MIVA-Geschäftsführer Karl Kumpfmüller vor, den Brauch des Sternsingens zu reaktivieren und die Spenden einem Motorrad für Pater Michael Ortner in Uganda zu widmen. 42.387 Schilling (3080 Euro) wurden zum Jahreswechsel 1954/55 ersungen, das reichte sogar für drei Motorräder.
Dieser überraschende Erfolg ermutigte die Bundesleitung der Katholischen Jungschar, die Sternsingeraktion in größerem Maßstab durchzuführen.
Vereinzelt hatte es zwar nach dem 2. Weltkrieg in unterschiedlichen Landesteilen lokale Initiativen gegeben, um den Brauch des Sternsingens zu beleben. Die Jungschar verfolgte aber das Ziel, die Sternsingeraktion in ganz Österreich zu etablieren.
Zudem wurde der christliche Brauch mit einem solidarischen Anliegen gekoppelt – mit der Unterstützung notleidender Mitmenschen in Afrika, Asien und Lateinamerika. Der Plan ging auf, die Erfolgsgeschichte nahm über die Jahre hinweg bis heute weiter Fahrt auf.
Bei der kommenden Sternsingeraktion 2023/2024 stehen der Kinderschutz und die Ausbildung für Jugendliche in Guatemala im Fokus.
Infos: www.sternsingen.at
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