Wort zum Sonntag
Wie in allen großen Kathedralen zog auch in Notre-Dame in Paris das Spiel aus Licht und Farben, in das der Innenraum je nach Tageszeit und Witterung getaucht wurde, die Besucher/innen in ihren Bann. Durch die neue Bauweise der Strebepfeiler, die als Erfindung der Gotik gilt, konnten die Wandflächen reduziert und stattdessen große Glasfenster eingesetzt werden.
„Man baute aus Licht“ heißt es in einem Sachbuch über Kathedralen, das den programmatischen Titel trägt: „Die Kunst, den Himmel zu berühren“: „Der Besucher der Kathedrale sollte keine Mauern, keine Steine sehen, sondern Licht“. Die Architektur übersetzt damit in ihre Sprache, was der Priester den Gläubigen am Beginn des Hochgebetes zuruft: „Sursum Corda! Empor die Herzen, erhebet die Herzen!“
Im Rückgriff auf den altkirchlichen Schriftsteller Dionysius Areopagita (um 500) und den griechischen Philosophen Plotin (um 205–270) wird im 12. und 13. Jahrhundert das Licht als eine Offenbarung des Göttlichen interpretiert. Das ist der geistige Bauplan, nach dem die gotischen Kathedralen errichtet wurden. Die Verbindung zum „großen“ Glaubensbekenntnis liegt auf der Hand: Wir glauben an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott ...“.
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