Wort zum Sonntag
Überrascht und überwältigt sei er gewesen, schreibt der Brixener Moraltheologe Martin Lintner auf der Internetseite der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen.
Überrascht von der Entscheidung des Dikasteriums für die Bildung und die Kultur, seine Wahl zum Dekan der Hochschule nicht anzuerkennen. Überwältigt von den Solidaritätsbekundungen, die er deswegen erhalten habe.
Die katholischen Fakultäten und Institute des deutschsprachigen Raums stellten fest, Lintner bringe Sexualmoral als „positiven, lebensnahen und fruchtbaren Beitrag für die Menschen dieser Zeit“ nahe – mit Positionen, die als „Konsens“ gälten. Die Verweigerung der Zustimmung zu seiner Wahl sei „Ausdruck des Misstrauens und der Kontrolle“ und stehe der Freiheit der Wissenschaft entgegen.
Die Vereinigung für Moraltheologie und Sozialethik, die Arge Moraltheologie und die Arge Christliche Sozialethik erklärten gemeinsam, dass die Entscheidung fachlich nicht nachvollziehbar sei und man darin eine „kuriale Machtdemonstration“ und einen „Einschüchterungsversuch“ sehe. Das Vorgehen der Vatikanbehörde beschädige einmal mehr das Ansehen der Theologie im Gesamt der Wissenschaften, so die Theologen und Theologinnen.
Der Südtiroler Martin Lintner ist Priester, Mitglied des Servitenordens und seit 2011 ordentlicher Professor für Moraltheologie und Spirituelle Theologie.
Außerdem war er Präsident der Europäischen Gesellschaft für Katholische Theologie, Präsident des International Network of Societies for Catholic Theology und Vorsitzender der Vereinigung für Moraltheologie und Sozialethik.
Lintner selbst sieht in der Entscheidung, gegen die er in Absprache mit Bischof Ivo Muser keinen Einspruch erhebt, ein institutionelles Problem. Ziel müsse es nun sein, „die Procedere zu überarbeiten und Verfahren transparent und fair zu führen“.
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