Wort zum Sonntag
Konkret geht es derzeit um einen, wie es heißt, vertraulichen Brief. Darin, so die zunächst verlautbarte Information aus dem vatikanischen Mediensekretariat, begrüße er das Erscheinen einer Buchreihe über die Theologie von Papst Franziskus, müsse aber selbst absagen, etwas beizutragen. So weit, so gut – und so verständlich.
Dann entsteht aber durch ein Werbefoto für die Buchreihe der Eindruck, dass dieser Brief Benedikts mehr weitere Ausführungen enthält. Der mediale Druck wird schließlich so stark, dass am Wochenende das ganze Schreiben online geht – und siehe da: In dem Brief befindet sich auch ein Absatz, in welchem sich Benedikt XVI. überrascht zeigt, dass auch der Theologe Peter Hünermann zu den Autoren der Buchreihe zählt. Dieser habe während seines Pontifikats „antipäpstliche Initiativen" mitorganisiert und sei an der Kölner Erklärung stark beteiligt gewesen: 1989 hatten vor allem deutsche Theologieprofessoren den Amtsstil von Papst Johannes Paul II. bezüglich Bischofsernennungen und den Umgang mit Theologen kritisiert.
Jetzt heißt es aus dem Mediensekretariat, man habe von dem Brief zunächst nur bekannt gemacht, was man für angemessen hielt. Natürlich ist es nachvollziehbar, dass man die heiklen persönlichen Ausführungen Benedikts XVI. über Professor Hünermann nicht in der Öffentlichkeit breittreten wollte. Problematisch ist aber, das Schreiben für die Bewerbung der Buchreihe auszuschlachten, wesentliche Inhalte dabei auszuklammern – und das so ungeschickt, dass es zu Tage tritt.
Den Schaden aus diesem Vorgehen trägt Benedikt XVI. davon: Wie nach dem letzten Interviewbuch mit Peter Seewald ist erneut von „Wunden" aus alten Konfrontationen die Rede – jetzt mit der Nennung des Namens Hünermann. Das kratzt an der Darstellung, wonach Benedikt mit sich und der Welt im Reinen sei.
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