Wort zum Sonntag
Über einhundert Teilnehmer/innen haben am 20. und 21. November 2020 an der Online-Fachtagung „Liturgie und Covid-19“ teilgenommen. „Das ist für einen wissenschaftlichen Kongress ein sensationelles Echo“, betonen der Liturgiewissenschafter Ewald Volgger und der Assistenzprofessor Predrag Bukovec, die das Symposium an der KU Linz veranstaltet haben.
Die Beschränkung der Anzahl der Gottesdienstbesucher/innen und aktuell wieder das Verbot öffentlich zugänglicher Gottesdienste haben seit Beginn der Pandemie im März 2020 viele Fragen rund um die Liturgie aufbrechen lassen, denen man in den letzten Jahren, sogar Jahrzehnten, kaum Beachtung schenkte. Innerhalb weniger Monate wurde die Einzelzelebration der Priester bzw. die Feier in einer ganz kleinen, ausgewählten Gruppe ebenso Diskussionsthema wie die neue Form von Online-Gottesdiensten. Auch die gewohnten Gottesdienstübertragungen in Radio und Fernsehen stehen plötzlich in Diskussion, nachdem sich das Angebot, besonders durch das Internet, binnen Wochen vervielfacht hat. Wie kann man dem Wesen der Eucharistie gerecht werden, wenn man nicht leibhaft mitfeiern kann? Das sei eine entscheidende Frage, betont Ewald Volgger. Gleichzeitig weisen diese Gottesdienste sensationelle Einschaltquoten auf und sind für viele Gläubige zum festen Bestandteil ihrer religiösen Praxis geworden. Volgger macht auch auf den Trend zu Kleinritualen aufmerksam, wie etwa eine Kerze in das Fenster zu stellen. „Es wurde auch deutlich, wie wichtig und Halt gebend gute Botschaften und ermutigende Verkündigung ist“, betont Volgger. So hat Ministerpräsident Conte in Italien mit seinem am Höhepunkt der Krise ausgesprochen Wort „Andrà tutto bene – Es wird alles gut“ großes Echo erfahren, ebenso wie Kardinal Schönborn mit seinem Wort, es sei ein Dienst der Nächstenliebe, in dieser Krise aufeinander zu schauen.
„Die Krise macht deutlich, welche Erwartungen und Sehnsüchte Menschen im Hinblick auf ihren Glauben und die Formen haben, wie sie ihn ausdrücken wollen“, erklärt der Liturgiewissenschafter Volgger. Weil die Erwartungen so unterschiedlich sind, sind auch die Antworten bunt. Er plädiert jedenfalls für eine Vielfalt von Liturgien, nicht nur für Eucharistiefeiern. Ein Blick auf die österreichweite Angebots-Website www.katholisch.at zeigt aber, dass es bis dorthin noch ein weiter Weg ist. Die liturgiewissenschaftliche Tagung hat vor allem die Themen ans Licht gebracht, die durch Corona virulent wurden, abschließende Antworten konnte das Symposium natürlich nicht liefern. Volgger zeigt aber die Suchrichtung auf, der sich die Liturgiewissenschaft besonders annehmen muss: „Welche Liturgie wir auch immer feiern – ob Gebet in der Familie, Übertragung via Fernsehen oder Streams, Online-Gottesdienst oder schlichtes Ritual, wir müssen die Wahrhaftigkeit des Vollzugs im Auge behalten und die Qualität des Feierns. Wichtig dabei ist, dass Kirche in dieser Zeit der Krise der Gemeinschaft in Christus Raum gibt, der als Licht und Hirte des Lebens besonders in dunkler Zeit Begleitung ist.“«
Wort zum Sonntag
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