Wort zum Sonntag
Dieser Spruch ist auf einem Grabstein aus dem antiken Rom zu lesen. Der Mensch stirbt ins Nichts hinein, so die nüchterne Erkenntnis des Epitaphschreibers. Eine Sicht, die sich auch heutzutage in vielen Spielarten wiederfindet. Ein bekennender Atheist hat das unlängst so formuliert: „Ich beantworte die Frage nach dem Lebenssinn völlig ‚diesseitig‘: Ich strebe nach vorn, nach Glück, nach Momenten der Erfüllung, die mir das Leben selbst bietet. Und wenn es zu Ende ist, ist’s zu Ende. Punkt.“
An einen solchen Punkt sind vermutlich auch die Anhängerinnen und Anhänger Jesu gelangt. Die Kreuzigung Jesu, sein schmachvoller Tod brachten die Jesusbewegung und Jesu Botschaft an ein Ende. Verzweiflung und Angst breiteten sich unter seinen Jüngern aus. Sie verbarrikadierten sich hinter verschlossenen Türen.
Und doch schrieb Gott die Geschichte Jesu über jenen Punkt hinaus. Was genau geschah, entzieht sich unserem Vorstellungsvermögen, es sprengt genau genommen den menschlichen Denkhorizont. Dass Gott
Jesus von den Toten auferweckt hat, ist nicht einfach eine logische Folge oder ein natürlich erklärbarer Vorgang. Es ist der radikale Einbruch Gottes in die Geschichte und ein unüberbietbares Hoffnungszeichen für alle Christinnen und Christen. Gott überwindet den Tod.
Wenn die Gemeinde aus dem Dunkel der Nacht in den leeren Raum der dunklen Kirche einzieht, dann klingt das „Lumen Christi“ wie ein Siegesgesang. In der Osternacht bündeln sich die Einbrüche Gottes zur Rettung des Menschen. Sie wird zum Durchbruch aller Durchbrüche: „Dies ist die Nacht, die unsere Väter (und Mütter), die Söhne (und Töchter) Israels aus Ägypten befreit und durch die Fluten des Roten Meeres geführt hat ... Dies ist die selige Nacht, in der Christus die Ketten des Todes zerbrach und aus der Tiefe als Sieger emporstieg. ... O wahrhaft selige Nacht, die Himmel und Erde versöhnt, die Gott und Menschen verbindet“, so erklingt es im feierlichen Lobgesang in der Osternacht, dem Exsultet.
Die große Verwandlung drängt zu einem Leben in der „neuen Wirklichkeit“. Wie können Hass, Gleichgültigkeit, Gewalt, Verachtung und die vielfältigen Formen des Todes aufgebrochen und verwandelt werden? Die Dichterin Gertrud von le Fort hat geschrieben: „Geh in dein eigenes Herz und wälze den Stein von der Türe des Grabesdunklen: Du selbst musst auferstehen, Christ ist erstanden.“
Wann ist also wirklich Ostern? Ostern ist, wenn wir unseren Namen vernehmen, beim Namen angesprochen werden, denn Auferstehung ist wie bei Maria von Magdala lebendige Begegnung, Berührung und Kommunikation. Ostern ist, wenn uns das Wort von der Versöhnung und von der Verzeihung auf den Kopf zugesagt wird, wenn wir in Situationen der Angst, der Einschüchterung und Enttäuschung das Wort Jesu vernehmen: Fürchtet euch nicht! Wenn Menschen in Erfahrungen des Hasses, der Feindschaft und des Krieges durch die Zusage Jesu ermutigt werden: Friede sei mit euch! Wenn Jesus wie bei den Emmausjüngern durch seine Gegenwart in Wort und Sakrament Resignation und Trauer in Zuversicht und Freude verwandelt.
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern der KirchenZeitung ein gesegnetes Osterfest!
Manfred Scheuer, Bischof von Linz
Wort zum Sonntag
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