Wort zum Sonntag
Es ist das Wasser, das Menschen von weit her in die Gegend lockt. Das erquickende Wasser des Traunsees für das Vergnügen im Sommer oder das gute Wasser, das bei der Hildprechtinger Lourdesgrotte in Ohlsdorf aus der Erde strömt. Von weit her kommen die Leute, um es heimzuholen. Es soll eine Heilung durch dieses Wasser gegeben haben, sodass man die Kapelle baute. Auch das schnell dahinschießende Wasser des Traun-Flusses ist ein Lebensquell für die Region – einst als Transportweg für die Salzschiffer, später hat die Traun duch die Papierfabriken vielen Menschen Arbeit und Einkommen gebracht.
Auch Seelsorge hat mit Wasser zu tun – mit den Quellen, die für das Leben erschlossen werden sollen. Die 13 Pfarren des Dekanates Gmunden wollen für die Menschen Brunnen der christlichen Hoffnung sein.
Franz Starlinger ist schon seit 1985 Seelsorger in Laakirchen. Er kam als Diakon, nach der Priesterweihe 1986 wurde er hier Kaplan, im Jahr darauf schließlich Pfarrer. Seit 15 Jahren ist er nun Dechant des Dekanates Gmunden. Den Wandel hat er in diesen drei Jahrzehnten hautnah miterlebt: Damals gab es in jeder der 13 Pfarren einen eigenen Pfarrer, in drei Pfarren sogar noch einen Kaplan dazu. Heute haben acht der 13 Pfarren keinen eigenen Priester mehr. Starlinger ist auch Pfarrmoderator für Steyrermühl und Pfarrprovisor für Roitham.
Aber es gibt anderes, das es damals noch nicht gab: In drei Pfarren sorgt heute jeweils ein ehrenamtliches Seelsorgeteam für lebendiges Pfarrleben, Pastoral- und Pfarrassistenten sind im Einsatz, auch die ehrenamtlichen Diakone. Als Starlinger vor 15 Jahren auch Dechant wurde, bekam er auch einen Dekanatsassistenten an die Seite gestellt: Martin Mitterwallner. Sie alle sorgen dafür, dass Pfarren lebendig bleiben – mit dem Blick auf das Wohl der ganzen Pfarre.
Dechant Starlinger bleibt trotz all der neuen Herausforderungen gelassen. Die Wirklichkeit, meint er, muss man annehmen, wie sie ist. Ein festes Zuhause – Beheimatung also – ist für einen Priester, der für mehrere Pfarren zuständig ist, schon wichtig, so Starlinger.
Die Diözese Linz macht sich seit Jahren Gedanken darüber, wie tragfähige Lösungen für die Zukunft aussehen können. Dafür werden von Seiten der Diözese auch Personal und finanzielle Mittel bereitgestellt, Ausbildungen und neue Formen der Pfarrleitung entwickelt und ermöglicht. „Wenn von Seiten der Diözesanleitung jemand kommt, um ein Seelsorgeteam zu beauftragen, dann fühlt man sich in dieser Pfarre wertgeschätzt“, meint Dechant Starlinger. Die Erfahrung aus Roitham zeigt, dass durch ein Seelsorgeteam eine Pfarre neu belebt wird. Wichtig wäre, dass man die Laien, die ehrenamtlich für die Pfarre arbeiten, nicht überfordert. Sie stehen ja auch in einem Beruf.
Und oft braucht es neue Lösungen. Die Fronleichnamsprozession in Pinsdorf wird beispielsweise bereits am Vorabend gefeiert und gegangen. Dort gibt es auch einen Gottesdienst für Liebende am Valentinstag, zu dem viele Leute nach Pinsdorf kommen.
In Steyrermühl gibt es schon seit Jahren einen „Gottesdienst mit Gebet um Heilung und Stärkung“, zu dem die Angehörigen der Verstorbenen des vergangenen Jahres besonders eingeladen sind.
In Laakirchen gestaltet eine junge Erwachsenengruppe seit einigen Jahren die „Nacht der 1000 Lichter“ am Vorabend zum Allerheiligenfest, um zum Halloween-Brauch eine Alternative zu bieten.
Der Visitation durch Bischof Manfred Scheuer, Bischofsvikar Willi Vieböck und Generalvikar Severin Lederhilger sehen Starlinger und Mitterwallner mit Freude entgegen. Sie erwarten ein gemeinsames Hinschauen auf die Situationen der Pfarren, um so nach möglichen Wegen für die Zukunft Ausschau zu halten. Begegnung – Ermutigung – Stärkung. Das soll es vor allem sein.
„Fürchtet euch nicht!“ – so stand es als Leitsatz über dem „Dekanatsprozess“, mit dem sich die Pfarren des Dekanats Gmunden bereits seit dem Jahr 2014 neu orientieren wollten. Für die Zukunft würde es wichtig sein, noch mehr unter den Pfarren zusammenzuarbeiten, und nicht für jedes Bedürfnis werde es in jeder Pfarre auch ein eigenes Angebot geben, formulierte damals Dechant Starlinger zum Abschluss.
So hat man Schritte gesetzt: die Gremien des Dekanates wurden zusammengelegt, es gibt eine gemeinsame Dekanatskonferenz, in der die Laien ebenso vertreten sind wie die Priester, die Pfarrgemeinderatsobleute und die Seelsorgeteams. Das bewährt sich, denn es bringt ein gemeinsames Verstehen der Herausforderungen.
Oberösterreich im Kleinen
Landwirtschaftlich geprägt ist der Norden mit den Pfarren Bad Wimsbach-Neydharting und Roitham. Das Dekanat Gmunden ist jedoch auch Industriestandort, vor allem durch die Papierindustrie in Laakirchen und Steyrermühl. So kommt auch das Papier, auf dem die KirchenZeitung gedruckt wird, großteils aus Steyrermühl. Die Fabrik gehört der finnischen UPM-Kymmene.
Seit 1867 wird in Laakirchen Papier erzeugt, die Laakirchen Papier AG gehört heute zur Heinzel Group. Im Österreichischen Papiermachermuseum kann man sich in der alten Technik des Papierschöpfens üben. Eine Voraussetzung für diese Industrie ist das Wasser der Traun. Die Zeiten, in denen Papierfabriken Luft und Umwelt stark belasteten, sind dank modernster Technologien vorbei.
Die Nähe zum Papier machte die Region auch zu einem Zentrum für das Zeitungswesen, so gibt es den eigenen Pressverein Salzkammergut mit der Druckerei in Gmunden.
Der Süden des Dekanats ist Fremdenverkehrsregion. Die Traunseepfarren bilden eines der Gästezimmer des Landes Oberösterreich. Auch hier spielt die Landwirtschaft eine wichtige Rolle, ist doch eine gepflegte Landschaft einer der Hauptfaktoren für Gäste.
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