Wort zum Sonntag
Sr. Annemarie hat in ihrer Heimat Bad Ischl das Handwerk der Herren- und Damenkleidermacherin gelernt und bis 1963 als Schneidergesellin gearbeitet. Geistlich beheimatet war sie in der KAJ (Katholische Arbeiterjugend), wo sie 1963 ehrenamtliche Diözesanführerin wurde. Dazu übersiedelte sie nach Linz, ihren Lebensunterhalt verdiente sie sich als Pflegehelferin im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern. In dieser Zeit ist auch ihre Berufung gereift. Ihr Weg führte sie in den damals jungen Orden der Missionarinnen Christi. Der VOEST-Pfarrer Hans Innerlohinger hat sie mit seinem grünen VW-Käfer ins Noviziat nach Deutschland gebracht, erinnert sich Sr. Annemarie. Der Ordensname „Missionarinnen Christi“ bringt zum Ausdruck, dass Christus in der Mitte der Spiritualität steht: „Christus lernen, lieben, leben und lehren und das mit Menschen zu teilen“ – das fasziniert Sr. Annemarie bis heute. Nach der Ordens-Ausbildung wurde sie diplomierte Krankenpflegerin und war in Bad Ischl Lehrschwester, als sie der Orden für die folgenden neun Jahre vor allem für die Betreuung ihrer Mitschwestern in den Missionen brauchte. Dann nahm sie in Wien an einem Kurs zur Exerzitienbegleitung teil, im Zuge dessen sie mit Sr. Hildegard Teuschl CS in Kontakt kam. Teuschl lud die Krankenschwester Annemarie ein, in Wien beim Aufbau der Hospizbetreuung mitzuarbeiten.
Die beiden Frauen begaben sich in enger Verbindung mit einigen Ärzten auf völliges Neuland. Was dann in rund dreißig Jahren von Wien aus gewachsen ist, ist mehr als beeindruckend: mobile Hospizbetreuung, Hospizverbände, Hospizstationen in Spitälern und eigene Hospize. In Oberösterreich hat Sr. Annemarie wesentlich auf Initiative von Julius Brock, der später Geschäftsführer der KirchenZeitung war, die Hospizbewegung aufgebaut. Vorträge halten, Ausbildungskurse durchführen, Netzwerke bilden und immer auch selbst Menschen im Sterben zu begleiten – das war das Leben von Sr. Annemarie Gamsjäger, bis zu ihrer „richtigen“ Pensionierung 2010, die sie dreizehn Jahre nach der staatlichen angetreten hat. Das vergangene Lebensjahrzehnt verbrachte sie wieder in Linz, als ehrenamtliche Krankenseelsorgerin, und sie gab auch weiterhin Kurse. Das „Corona-Jahr“, in dem sie als Ehrenamtliche nicht im Spital tätig sein konnte, hat den Entschluss, in eine Gemeinschaft ihres Ordens zu übersiedeln, reifen lassen: „Es ist gut und ich gehe offen auf das Neue zu.“ Wenn sie mit Jahresende Linz verlässt, wird es keine Missionarin Christi mehr in der Diözese geben. Jahrzehnte hindurch waren Missionarinnen Christi in Oberösterreich tätig. Das Gespräch mit Sr. Annemarie Gamsjäger kann man natürlich nicht beenden, ohne auf die jüngste Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes zur Liberalsierung der Sterbehilfe zu sprechen zu kommen. Sie kann hier auf das komplexe Thema nicht im Detail eingehen, sagt aber: „Ich wünsche jedem Menschen am Ende seines Lebens eine fachqualifizierte Begleitung. Begleitung ist das Wichtigste.“
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