Schlierbacher Ordensbrüder holten sich Administrator von auswärts
Pater Josef Riegler soll das Schlierbacher Kloster stabilisieren – wirtschaftlich und auch, was die Klostergemeinschaft der Zisternzienser betrifft. Dabei muss er bei den Gebeten ein bisschen umlernen.
P. Josef Riegler OCist ist seit September 2013 der Obere des Zisterzienserstiftes Schlierbach. Die Schlierbacher Mönche wählten keinen Abt aus den eigenen Reihen, sondern holten sich P. Josef aus dem Zisterzienserstift Heiligenkreuz und machten ihn zu ihrem Administrator.„Ich fühle mich wohl in Schlierbach“, sagt der 57-jährige P. Josef. Nein, Heimweh hat er nicht, auch das lateinisch gesungene Chorgebet, für das Heiligenkreuz in ganz Europa berühmt ist, fehlt ihm nicht. „Gebet ist Gebet. Wir beten in Schlierbach das deutsche monastische Stundenbuch und haben in der Gemeinschaft eine gute, meditative Gebetskultur. Das ist entscheidend – nicht ob Latein oder Deutsch.“
Willkommene Erfahrungen
Dreißig Jahre war P. Josef Riegler als Mönch von Heiligenkreuz in der Pastoral tätig, zwanzig Jahre davon auch in der Schule und zehn Jahre in der Wirtschaft, ehe er nach Schlierbach übersiedelte. Seine Erfahrungen aus allen drei Bereichen sind hier willkommen. Über die Käserei, das wirtschaftliche Sorgenkind des Klosters, ist es noch zu früh, Bilanz zu ziehen. P. Josef ist jedoch zuversichtlich, dass das Unternehmen, an dem das Kloster nur mehr eine Minderheitsbeteiligung hält, wieder in die Gewinnzone kommt. Die Waldwirtschaft und die Glaswerkstätte sind positiv. Auch die bauliche Substanz des Stiftes ist dank der Hilfe des Landes Oberösterreich zur Ausstellung im Jahr 2005 in bester Ordnung, sagt er. Allerdings: „Die Kirche gehörte innen entstaubt. Aber das wird aufgrund unserer finanziellen Situation nicht so schnell geschehen können.“ In einer Barockkirche mit ihren reichen Stuck-Verzierungen kostet selbst diese einfache Maßnahme viel Geld. Gemeinsam mit seinem Prior hat P. Josef auch die Seelsorge in Steinbach am Ziehberg und Heiligenkreuz übernommen. Er hat in der Diözese Eisenstadt gearbeitet, dann in der Erzdiözese Wien und nun in Linz. „Jede Diözese ist ein eigener Betrieb, der nach unterschiedlichen Gesetzen funktioniert“, beschreibt er – mit Augenzwinkern – seine Erfahrung. So ist er in der Diözese Linz erstmals auf Seelsorgeteams gestoßen. „Ich habe erst nach und nach kapiert, wie wichtig sie sind.“ Wenn er die Region um Schlierbach mit seiner ehemaligen Pfarre Pfaffstätten bei Baden vergleicht, fällt ihm hier die Bedeutung der Tradition auf. Jeder Dritte, dem er in Pfaffstätten auf der Straße begegnet ist, gehörte nicht der Kirche an. „Mir ist es darum wichtig, auf alle Menschen zuzugehen. Glaube wächst in der Begegnung, nicht durch Verwaltung.“
Zeit für Gemeinschaft
Im Gespräch kommt die Rede auch auf das Gymnasium. Die Schule mit 500 Mädchen und Burschen ist für P. Josef und seine 27 Mitbrüder eine große Freude, betont er. Beim Interview mit der KirchenZeitung vor seinem Amtsantritt im September 2013 nahm er sich vor, sich als Administrator viel Zeit für seine Mitbrüder zu nehmen und Stablisierung in die Gemeinschaft zu bringen. Heute sagt er: „Es ist im Haus ruhiger geworden.“ Die Leitung der Gemeinschaft bedeutet für ihn, einen Rahmen zu geben, damit das Gute wachsen kann. „Das bleibt eine Herausforderung, aber das ist ein Dienst, den ich gerne mache.“