Die langen Tage um die Sommersonnenwende sind eine Zeit der Aktivität. Sollte man sich das ewige Leben auch so ähnlich vorstellen? Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2014/25, Sonnenwende, Ewiges Leben
17.06.2014
- Matthäus Fellinger
Die einen können schlecht schlafen. Andere genießen sie einfach – die langen Tage um die Sommersonnenwende. Noch Stunden kann man mit diesen und jenen Tätigkeiten zubringen – zu Zeiten, in denen man sonst längst auf künstliches Licht angewiesen ist – oder längst schläft. Jetzt ist die Zeit der Unternehmungslust. Die langen Tage wollen genutzt sein. Nur kurz ist das Ruhen.
Wollte man sich so das „ewige Leben“ vorstellen? Als eine Art immerwährende Aktivität? Doch die Sonne wendet sich und führt dem Menschen gleich wieder die andere Seite vor Augen. Er wird weitergeschickt in die Erfahrung, dass nicht das Aktivsein allein zählt. Vieles, das meiste sogar, geschieht auch ohne eigenes Zutun. Ewiges Leben? Das wäre dann nicht immerwährende Aktivität, sondern eher immerwährende Zuversicht – die nicht endet, wenn man das Heft nicht selber in der Hand hat. Das Leben kommt mir entgegen, auch in den Stunden der Nacht und des Schlafes. Und nicht nur mir. Auch denen, die – im übertragenen Sinn – auf der anderen Erdhälfte leben, in langen Nächten. Tag und Nacht. Tun und Empfangen. In beidem ist Leben – über beiden ist Gott.