Er ist die Jahreszeit, auf die Menschen sich am meisten freuen. Endlich, sagen sie, ist er da, der Frühling. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2015/11, Frost, Frühling, Kraft, Wandel
10.03.2015
Dem Herbst und Winter begegnet man anders: Wie doch das Jahr vergeht, seufzen die Leute dann. Der Schatten des „Vorbei“ schwingt mit. Jetzt aber kommt er, und niemand kann ihn aufhalten. Gott sei Dank. Ein Auftauen, Aufbrechen und Aufblühen ist da. Es steckt solch motivierende Kraft im Frühling. Ein Tor, wer ihn aufhalten wollte. Vielleicht könnte man sich vom Heraufziehen des Frühlings auch für die anderen Belange des Lebens etwas zu Herzen nehmen: Dass man nicht aufhalten soll, was kommen muss. Es ist die Mentalität des Festhaltens, der Veränderungsscheu, der Angst vor dem Wandel, die einen oft erstarren lässt. Zu mancher Zeit mag es sogar gut sein, aber nicht für alle Zeit. Es braucht die Tage, da Bäche überlaufen, das Auftauen des Festgefrorenen – sonst wächst nichts mehr. Zu Herzen nehmen könnte man sich auch etwas für die Kirche. Erleben wir nicht Frostaufbrüche des „Wie-es-schon-immer-war“? Sie machen das Fortkommen manchmal schwer wie auf einem vom Schneematsch aufgeweichten Weg. Doch sie sind nötig, weil nur Leben ist, wo es den Frühling gibt.