Nur gut 600 Meter trennen das Dominikanerinnen-Kloster St. Peter in Bludenz (Vorarlberg) von der Autobahn – im Klostergarten ist vom Straßenlärm dennoch (fast) nichts zu hören oder zu spüren.
Ausgabe: 2015/24, Glaube, Kloster, Arbeiten und Beten
10.06.2015 - Simone Rinner
Raschen Schrittes geht Sr. M. Kathrin Hegglin voran und zeigt währenddessen immer wieder begeistert auf Sträucher, Wildblumen oder Bäume. Der schmale Pfad schlängelt sich weg vom Kloster immer weiter bergauf durch den Wald, vorbei an Kreuzwegtafeln, bis er schließlich vor einer kleinen Kapelle endet – dem Ziel der „Wanderung“. Dass die Kapelle dem Schutzpatron der Schweiz, Bruder Klaus, geweiht ist, kommt nicht von ungefähr, sagt Sr. Kathrin. Schließlich leben hier fünf Schwestern des Dominikanerinnen-Klosters in Cazis (Schweiz), die in Bludenz eine neue Heimat und Wirkungsstätte gefunden haben. Zwei von ihnen sind Sr. M. Kathrin Hegglin und Sr. M. Marcellina Bihr. Gemeinsam mit vielen freiwilligen Helfer/innen bewirtschaften sie den rund 1000 Quadratmeter großen Klostergarten, der viel mehr ist als ein gewöhnlicher Gemüse- oder Kräutergarten. „Ohne Hilfe würden wir das alles gar nicht schaffen“, sind die Schwestern dankbar für die Unterstützung beim Rasenmähen, Unkrautjäten, Bepflanzen und In-Schuss-Halten des Gartens, zu dem nicht nur viele Obstbäume, ein Blumengarten und Wald, sondern auch ein Kräutergarten gehören.
Ruhe
In ebendiesem Kräutergarten, in dem auch Hildegardbeete zu finden sind, wirkt Oberin Sr. Marcellina. „Gott hat für uns Menschen so viel in die Natur reingelegt“, erklärt sie, warum sie seit Jahren nach dem ganzheitlichen Ansatz von Hildegard von Bingen lebt. Galgant, Fenchel, Muskatellersalbei und Minze findet man etwa in diesem Garten, Bertram sei ihr über den Winter leider gestorben, erklärt sie schmunzelnd. Da die Gäste des Klosters immer wieder gefragt hätten, wofür welches „Kraut“ gut sei und wie man es verwendet, hat Sr. Marcellina jedes mit kleinen Tafeln versehen. Der Garten vermittle Ruhe und sei ihr Ausgleich zu unliebsamen Aufgaben wie der Buchhaltung, erklärt die Oberin. Oft drehe sie am Abend eine Runde durch den Garten und spüre dessen besondere Atmosphäre, die sie auch darauf zurückführt, dass Schwestern über Jahrhunderte auch im Garten draußen gebetet haben. Eine Rückmeldung, die sie auch von den Gästen des Klosters erhält, die hier Ruhe suchen und finden, um abzuschalten.
Nicht fertig
„Der Garten ist ein Privileg und auch für uns Schwestern wichtig, um wieder aufzutanken“, bestätigt Sr. Kathrin. Neben dem Blumengarten, der für das Schmücken der Kirche, des Klosters und des Gästehauses genutzt wird, hat es ihr vor allem der Wald angetan, der ebenfalls von der Klostermauer umschlossen wird. Bis auf einen kleinen Pfad, der von Kreuzwegtafeln gesäumt wird, ist der Wald nämlich „wild“ geblieben, am Rest wird ständig weitergearbeitet. „Das ist besonders schön an unserem Garten“, erklärt Sr. Kathrin lachend, „dass er noch lange nicht fertig ist“. Gemeinsam mit Freiwilligen werden ständig neue Ideen entwickelt und manche davon auch umgesetzt, sind die Schwestern stolz. In der Weihnachtszeit stand im Garten zum Beispiel eine begehbare Krippe und jetzt ist bereits ein Dominikus-Weg in Planung. Dass die Schwestern viel Herz in ihren Klostergarten und in ihr Wirken legen, spüren die Menschen und folgen den Einladungen zur gemeinsamen Begehung des Kreuzwegs, Gebeten oder sonstigen Angeboten gerne. „Hier ist es wie in einer anderen Welt“, lächelt Sr. Kathrin und streicht über die alten Steine. „Die Klostermauer macht eben doch viel aus.“